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Vermehren vs. Züchten – (Auch) die Gesundheitsvorsorge macht den Unterschied
Zucht bedeutet Selektion und Wissen um Genetik
In der Biologie bedeutet der Begriff "Zucht" die durchdachte Verpaarung zur Erhaltung oder Verbesserung genetischer Eigenschaften [vgl. Quelle 1]. Eine sorgfältige Auswahl der Verpaarungspartner ist dabei das A und O.
Ohne Wissen um die Genetik der Katzen kann keine gezielte Zucht – und damit Verbesserung – stattfinden. Es bedeutet aber auch, dass tolles Aussehen und lieber Charakter nicht die einzigen Entscheidungsgründe zur Verpaarung sein dürfen. Denn zur verantwortungsvollen Zucht gehört weit mehr! Nicht zuletzt auch das Wissen um die katzengerechte Aufzucht und die gesundheitlichen Grundlagen.
Aber auch, wenn wir nicht "offiziell züchten" möchten, müssen wir unbedingt einige wichtige Dinge beachten.
Verpaarung von Tieren mit unbekannten Vorfahren ist Glücksspiel
So ist das Grundwissen um Erb– und Infektionskrankheiten – z. B. HCM, PKD, HD, FelV, FIV etc. -, ihre Vererbung bzw. Übertragungswege mehr als wichtig. Denn nur so können wir sie verhindern und allen beteiligten Tieren viel unnötiges Leid ersparen. Auch die Blutgruppen der zukünftigen Elterntiere spielen dabei eine entscheidende Rolle: die Kombination zweier "unpassender" Blutgruppen kann zu einem qualvollen Tod der Kitten führen (-> Feline Neonatale Isoerythrolyse).
Vor allem gibt es aber auch "versteckte" Gene, die das Aussehen und die Gesundheit beeinflussen. Diese vererben sich über mehrere Generationen, ohne zwingend nach außen hin sichtbar zu sein oder "Probleme zu machen". Das heißt: Nicht alles was wir sehen, wird sich genau so auf die Kitten übertragen. Und auch Einiges das wir nicht sehen, beeinflusst ihr Aussehen und ihre Gesundheit. Um herauszufinden was (versteckt) vererbt wird, ist es nötig, sich auch die Vorfahren der zukünftigen Elterntiere – und ihre Genetik – genau anzusehen.
Dazu müssen wir die Vorfahren aber überhaupt erst einmal kennen. Ohne dieses Wissen ist verantwortungsvolle Zucht nicht möglich. Mehr noch: Eine Verpaarung ohne dieses Wissen erhöht das Gesundheitsrisiko für die Elterntiere und die zukünftigen Kitten.
Der Stammbaum ist mehr als nur Papier – Vereinszugehörigkeit nur ein Puzzleteil von vielen
Um Elterntiere und Vorfahren genau nachverfolgen zu können, müssen sie irgendwo dokumentiert sein. Dazu dient der Stammbaum: er listet mehrere Generationen von Tieren, ihre Farben und Rassen auf. Zudem ist er ein Beleg für die Reinrassigkeit des jeweiligen Tieres[2,3].
Aufgrund des Stammbaums können wir recherchieren, welche Gene, Krankheiten und welches Aussehen möglicherweise bei den zukünftigen Kitten auftreten. Er erleichtert die gesundheitliche Vorsorge und hilft zu entscheiden, mit welchen Tieren verantwortungsvoll gezüchtet werden kann – oder eben nicht.
Um dieses Dokument überhaupt für die eigenen Tiere zu bekommen, ist die Mitgliedschaft in einem Zuchtverein nötig. Im besten Fall stellt dieser auch Regeln auf, unter welchen Umständen, wie oft und mit wem die eigenen Katzen verpaart werden dürfen. Diese Regeln und Dokumentationen geben einer Zucht einen gewissen Rahmen und machen die verantwortungsvolle Auswahl der zukünftigen Elterntiere erst möglich. Außerdem bietet ein Verein häufig Wissensvermittlung zu Genetik, Trächtigkeit, Aufzucht & Komplikationen während der Geburt. Letztlich dient er auch als Zusammenschluss erfahrener Personen, die einander bei Fragen und Problemen zur Seite stehen können. Idealerweise übt er auch eine gewisse Kontrolle auf seine Mitglieder aus, sich an Regeln zu halten, die dem Wohl der Tiere dienen.
Zwar ist auch hier nicht immer alles Gold was glänzt, denn auch Menschen mit Vereinszugehörigkeit und Stammbäumen können undurchdacht verpaaren. Aber genau deshalb ist es wichtig, nach Gesundheitstests zu fragen und sich die Ergebnisse, sowie die Stammbäume und Impfpässe schwarz-auf-weiß vorlegen zu lassen. Dieses Paket zusammen lässt Rückschlüsse zu, wie seriös die Verpaarungen angegangen werden.
Somit sind Stammbaum und Vereinszugehörigkeit erst der Anfang einer seriösen Zucht: noch vor der ersten Verpaarung stellen wir nämlich weitere wichtige Weichen für die Gesundheit unserer zukünftigen Kitten.
Umfassende Gesundheitsvorsorge vor der ersten Verpaarung und gezielte Deckung
Denn noch bevor wir die erste Verpaarung planen, sind zahlreiche – kostspielige – Gesundheitstests angesagt. Infektionskrankheiten (FIV, FelV, Katzenschnupfen, Katzenseuche etc.) und Parasiten müssen selbstverständlich ausgeschlossen werden. Alle entsprechenden Impfungen müssen vorliegen. Dies sind die grundlegenden Punkte, die sich auch für jede "Nicht-Zuchtkatze" gehören.
Für Tiere, die wir verpaaren möchten, müssen wir aber weit darüber hinausgehen: die Tests auf Erbkrankheiten sollten lückenlos sein und müssen in vielen Fällen auch wiederholt werden. Ein einzelner Test auf diese Krankheiten bringt oft nichts, denn so manche Krankheit entwickelt sich erst im Lauf des Lebens. Auch die Vorfahren der zukünftigen Elterntiere müssen frei von den jeweiligen Krankheiten sein – sonst können sich diese "versteckt" weiter vererben.
Um eine Blutgruppenunverträglichkeit zu vermeiden, müssen wir natürlich auch die Blutgruppen der zukünftigen Elterntiere kennen. Erst, wenn all diese Untersuchungen ohne auffälligen Befund ausgefallen sind, können wir uns Gedanken um eine sinnvolle Verpaarung gesunder Tiere machen.
Ohne Kosten ist die Gewinnspanne groß
Nicht wenige Menschen sparen sich diese – teuren – Untersuchungen. Vielfach fehlt zudem das Wissen um Genetik und Vorfahren der Elterntiere. So kann keine gezielte Auswahl der Verpaarungspartner stattfinden. Stattdessen werden Tiere verpaart, nur weil sie toll aussehen oder weil die eigene Katze einmal Kitten haben soll. Oder weil das Verkaufen von Kitten ohne Gesundheitsprophylaxe und katzengerechte Aufzucht relativ leicht verdientes Geld ist.
Dabei wird das Gesundheitsrisiko für Elterntiere und Kitten vollkommen vernachlässigt. Die Folge: ob die Tiere gesund sind und bleiben, ist reines Glücksspiel. Denn Erb- und Infektionskrankheiten sieht man keiner Katze an. Sie sind oft auch nicht sofort tödlich, sondern entwickeln sich im Lauf der Jahre: die Katze leidet über lange Zeit und verursacht häufig enorm hohe Kosten für die tierärztliche Versorgung. Es sei denn, sie kippt eines Tages einfach plötzlich tot um – wie zum Beispiel bei einer HCM.
Mixe sind nicht gesünder als Rassekatzen
Denn entgegen so mancher Vorurteile sind Mixe und Hauskatzen nicht per se gesünder als Rassekatzen. So sollen Untersuchungen zufolge vor allem rasselose Hauskatzen und Mixe noch vor allen anderen Rassen beispielsweise von der Erbkrankheit HCM betroffen sein [4,5,6]. Aber auch eine Vielzahl anderer Erbkrankheiten kann Hauskatzen und Mixe treffen[7]. Denn Erbkrankheiten sind nicht an Rassen, sondern Genkombinationen gekoppelt. Und die kann jedes Tier in sich tragen und weiter geben.
Werden zwei Mixe mit unbekanntem Genprofil und Gesundheitsstatus miteinander verpaart, haben die zukünftigen Kitten sogar ein noch größeres Risiko, krank zu werden. Logisch, denn beide Elternteile bringen verschiedene Mixe von Genkombinationen mit, die zusammen ein unschönes Ergebnis bringen können.
Im Gegenteil kann das Wissen um genetische Komponenten und die gezielte Auswahl der Elterntiere – wie bei der verantwortungsvollen Zucht – dazu führen, dass Krankheiten möglicherweise weniger häufig auftreten [vgl. Quelle 8].
Etikettenschwindel und Unwahrheiten: gepunktetes Fell, langes Fell und Co.
Leider schrecken viele Menschen, die undurchdacht verpaaren auch nicht davor zurück, mit unwahren Aussagen zu werben. So werden gepunktete oder langhaarige Hauskatzen oft als Rassekatzen (Bengal, Maine Coon etc.) ausgegeben, um mehr Geld mit den Kitten zu verdienen. Langes und gepunktetes Fell kommt jedoch auch bei Hauskatzen häufig vor und ist kein Hinweis auf irgendeine Rasse oder auch nur weite Verwandtschaft.
So kann die einfache Wildfärbung der Hauskatze eben einfach getigert oder gepunktet ausfallen, ihr Fell kurz oder lang sein. Diese "Genvorgaben" tragen alle Katzen in sich – ob Rasse oder nicht. Erst dann, wenn ein Stammbaum vorliegt, handelt es sich tatsächlich um eine Rassekatze [3]. Doch auch beim Stammbaum und dem Impfpass wird oft gelogen: Ausreden, dass Stammbaum und Vereinszugehörigkeit extrem teuer und der Impfpass nur gerade "verlegt" worden sei, sind leider häufig.
Tatsächlich kostet ein Stammbaum wenig Geld: nur etwa 30 – 50 €. Das Ausstellen eines solchen Dokuments rechtfertigt also keinen Preisaufschlag von teilweise mehreren hundert Euro! Auch eine Vereinszugehörigkeit kostet keine Unsummen – tatsächlich sind es die vorgeschriebenen Gesundheitsuntersuchungen, die den Geldbeutel enorm belasten. Diese können und sollten jedoch unabhängig von einer Vereinszugehörigkeit sowieso erfolgen.
In vielen Fällen, in denen ein Impfpass angeblich "gerade nur nicht zu finden" sei, existiert er faktisch erst gar nicht: die Kitten sind noch nicht einmal geimpft oder entwurmt. Damit fehlt ihnen selbst die minimalste Gesundheitsvorsorge.
Hier zu sparen ist ein erstes ungutes Zeichen – über die Beweggründe auch noch zu lügen, direkt das Zweite.
Zu frühe Abgabe, mangelhafte Sozialisation und Aufzucht erhöhen das Risiko auf Verhaltensauffälligkeiten
Doch nicht nur die Gesundheit der zukünftigen Kitten ist wichtig für sie selbst und ihre neuen Halter*innen. Auch ihr Verhalten spielt eine entscheidende Rolle, damit es allen Beteiligten dauerhaft gut geht. Dabei wird die Verhaltensentwicklung durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst.
So spielen "Genvorgaben", die Erfahrung und Ernährung der Mutterkratze während der Trächtigkeit eine Rolle. Aber auch die Kittenstube, also die Aufzucht und Sozialisation der Kitten, ihre Ernährung und Erfahrungen tragen ihren Teil dazu bei. Daher ist es wichtig, sie selbst und ihre Mutterkatze artgerecht zu halten und zu ernähren.
Die artgerechte Ernährung beispielweise liefert alle benötigten Nährstoffe für das gesunde Wachstum. Nur so entwickeln sich Knochen, Organe und Gehirn altersgerecht und geben die Grundlage für wichtige Entwicklungsschritte. Dies beeinflusst letztlich die Ausbildung von Nerven und Gehirnarealen, die für Denken, Entwicklung und Verhalten zuständig sind. Sind im Kittenalter schon Mangel oder Ungleichgewichte vorhanden, kann das irreparable Schäden für das ganze Leben nach sich ziehen.
Eine behütete Kittenstube mit unterschiedlichen Reizen, Kontaktmöglichkeiten und viel Sicherheit durch die Mutterkatze ist grundlegend. Genau so sind aber auch der Umgang mit Mutterkatze und Geschwistern, sowie Erziehung auf Katzenart elementarere Grundbausteine. Damit sich diese Grundbausteine richtig festigen können, braucht es Zeit: mindestens die ersten zwölf – besser 14 – Lebenswochen. Denn auch nach der achten Woche lernen Kitten wichtige Lektionen von Mutterkatze und Geschwistern.
Eine zu frühe Trennung hat nachweislich negative Effekte auf das Verhalten von Katzen und wird sie ihr Leben lang begleiten[9]! Darunter leidet nicht nur die Katze, sondern auch ihr zukünftiger Mensch. Auch die Einzelhaltung entgegen der sozialen Tendenzen der Katze kann enorme Probleme verursachen. Da helfen auch keine (unwahren) Ausreden, dass die Mutterkatze angeblich das Kitten verstößt oder ein Urlaub bzw. dringender Krankenhausaufenthalt bevorsteht: häufige Aussagen, um die Kitten vor der "teuren" Lebensphase loszuwerden.
Risiko im Tierheim zu landen für Vermehrerkatzen ungleich größer
Das alles zusammen – vermeidbare Krankheiten, Verhaltensstörungen – bedingt, dass Katzen aus undurchdachten Verpaarungen deutlich häufiger im Tierheim landen als verantwortungsvoll gezüchtete Rassekatzen. Untersuchungen zufolge werden nämlich vor allem (unkastrierte) Mischlinge und verhaltensauffällige Tiere abgegeben – und das teils bereits im Kittenalter[10].
Befragungen aus den Jahren 2019 und 2022 zufolge stammen deutlich weniger als ein Fünftel aller in Deutschland angeschafften Katzen von Züchter*innen (etwa 13 – 17 %) – dagegen deutlich mehr als ein Drittel (37% – 40 %) aus "privater Hand"[11,12]. Wird hier wenig Wert auf Gesundheitsvorsorge vor und nach der Geburt, katzengerechte Aufzucht und Entwicklung gelegt, sind Probleme vorprogrammiert. Und damit leider auch unzählige, unnötige Leidensgeschichten und voller werdende Tierheime.
Tiere, Menschen und der Tierschutz sind die Leidtragenden undurchdachter Vermehrung
Unter undurchdachter Verpaarung leidet also allen voran das Tier – aber auch seine Menschen und in vielen Fällen ebenso der Tierschutz. Denn wenn Kitten produziert werden, denen nicht einmal gesundheitliche Vorsorge und minimale Entwicklungsgrundsteine gegönnt werden, belastet das das Zusammenleben mit dem Menschen enorm. Unsauberkeit, Aggression, Beißen und Kratzen an Füßen und Händen sind oft Probleme, die zur Abgabe des Tieres führen.
Natürlich tragen auch die Käufer*innen solcher undurchdacht entstandenen Tiere an diesem Problem eine Mitschuld: wo keine Nachfrage, da kein Angebot. Auch das Informieren über solche Punkte gehört zur Vorbereitung der Katzenhaltung. Und im Zweifel auch der Verzicht auf solche "Wühltischkitten".
So lange sich jedoch die Vermehrung von Katzen ohne jegliche oder mit nur minimalster Gesundheitsvorsorge finanziell derart lohnt (Gewinnspannen von teils mehreren hundert Euro pro Tier!), so lange wird es Menschen geben, die das tun. Doch auch ein geringer Kaufpreis täuscht nicht über eingesparte Gesundheitsvorsorge hinweg.
Fazit: Tierschutz oder verantwortungsvolle Zucht – zum Wohl von Katze und Mensch
Zusammenfassend bleibt also zu sagen, dass Menschen, die vermehren sich vor allem durch umfassende Gesundheitsvorsorge von seriösen Züchter*innen unterscheiden. Aber auch in Punkten, die das Verhalten der zukünftigen Kitten beeinflussen. Dabei beginnt die Vorsorge bereits weit vor der Verpaarung und erst recht Geburt: Impfungen und Entwurmungen der Kitten sind nur die absoluten Mindestvoraussetzungen, aber bei Weitem nicht die einzigen.
Diese Mindestvoraussetzungen deckt jedoch auch der seriöse Tierschutz ab – häufig sogar noch mehr: Tests auf häufige Infektionskrankheiten und Kastration der Tiere sind dort mittlerweile weitestgehend Standard. Allerdings zu einem oft deutlich günstigeren Preis als beim Kauf von Vermehrer*innen! Bei beiden Bezugsquellen finden wir zudem Kitten und Tiere, die wie Rassekatzen aussehen. Im Tierschutz manchmal sogar welche, die auch wirklich welche sind – im Gegensatz zum Vermehrer ohne jegliche Vereinszugehörigkeit oder Stammbäume.
Wer also Wert auf Gesundheitsvorsorge noch vor der Geburt legt, geht zu seriösen Züchter*innen. Wem die Gesundheitsvorsorge ab der Geburt reicht, ist mit einem Tier aus dem seriösen Tierschutz gut beraten. Zu Vermehrer*innen zu gehen und weniger Gesundheitsvorsorge mit mehr Geld zu bezahlen, rechnet sich nicht. Im Gegenteil: es rächt sich oft!
Verhaltens- & Ernährungsberaterin für Katzen, Bloggerin
Miriam steht für die artgerechte Katzenhaltung. Mit ihrem Herzensprojekt katzen-fieber.de sensibilisiert sie seit über 13 Jahren für kätzische Bedürfnisse. Mit Online-Magazin, Vorträgen, Webinaren und Büchern vermittelt sie einfach verständliches Wissen. Individuelle Beratung rundet das Konzept ab. Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Katze!
Durch Querlesen dieses Artikels bin ich nun sehr verunsichert, woher ich denn nun 2 Kätzchen bekommen kann! Wo sind die wirklich ehrlichen und verantwortungsvollen „Verkäufer:innen von Katzen??? Wo wende ich mich am besten hin?? Nehme ich ne EKH oder Russisch Blau, oder ne Korat? Welche Rasse ist die gesündere/gesündeste??? Ich benötige hier wirklich eine ehrliche Antwort!!! Besten Dank für Feedback und schönen Sonntag wünscht Madelaine-M. de Blanc
Hallo Madelaine,
diese Fragen stellt sich wohl jede*r zu Anfang. Ich persönlich würde wohl damit beginnen, mich zu fragen, welche Lebensumstände ich habe und welche Katze dazu passen könnte: lebe ich eher ruhig oder bin ich sehr aktiv, ist es bei mir eher gemütlich oder auch mal laut / hektisch, habe ich viel Zeit oder eher weniger, möchte ich eine eher anhängliche Katze oder ein eher unabhängigeres Exemplar usw? Kurz: Was kann ich bieten, was möchte ich und was passt dazu? Also bitte nicht zuerst auf die Optik achten: eine Katze, die du wunderbar toll findest, muss nämlich nicht zu dir und deinem Alltag passen. Das ist wichtig.
Mein nächster Schritt wäre es, mich über mögliche Infektionskrankheiten (FIV, FelV, Katzenschnupfen-Komplex etc.) und Parasiten (Flöhe, Würmer, Giardien etc.) zu informieren: wie „schlimm“ sind sie, wie werden sie übertragen und wie testet man darauf? Denn das solltest du sowohl bei Katzen aus dem Tierschutz als auch bei einer Zucht immer im Hinterkopf behalten.
Wenn du weißt, welche Katzencharaktere zu dir passen gehts an die Entscheidung: Tierschutz oder Zucht?
Wenn du dich für ein Tierschutztier entscheidest, macht es Sinn, dich über Tierheime und Tierschutzvereine in deiner Umgebung zu informieren: wie arbeiten die so, sind sie zuverlässig, welche positiven als auch negative Erfahrungen gibt es da (bei letzterem Punkt bitte immer bedenken: Erfahrungen sind subjektiv, nicht alles davon muss der Wahrheit entsprechen!). Schau dich im Internet um, welcher Verein, welches Tierheim dir sympathisch erscheint. Schau auf deren social media Kanäle und die Webseiten, ob sie vielleicht ein passendes Tier – besser noch: zwei Katzen im Doppelpack, die sich bereits verstehen – haben. Falls nicht: rufe einfach mal an und frage nach. Ich persönlich möchte auch noch den Ratschlag geben: bleibe bei dem, was du für dich möchtest und lasse dich nicht „überreden“, ein Tier zu nehmen, das vielleicht gar nicht zu dir passt. Leider gibt es Vereine, die weniger darauf achten, was wirklich passt – nur du kannst das wirklich wissen. Bei Tierschutztieren solltest du darauf achten, dass die Tiere älter als 14 Wochen, kastriert, geimpft, entwurmt und gechipt sind. Sind sie das nicht, mein Rat: lasse lieber die Finger davon. Auch sollten sie zumindest auf FIV und FelV getestet sein. Möchtest du weitere Untersuchungen, musst du die in der Regel selbst bezahlen.
Wenn du tatsächlich eine Rassekatze möchtest, recherchiere zuerst danach, welche Charaktertendenzen und Erbkrankheiten bei deiner gewünschten Rasse vorkommen. Und wie man diese Erbkrankheiten ausschließt, manchmal sind dazu mehrere Spezialuntersuchungen – auch bei den Vorfahren – nötig. Notiere dir das genau. Dann gehts daran, sich überhaupt erstmal einen Überblick zu verschaffen, welche Zucht die gewünschte Rasse überhaupt züchtet. Schaue dich genau auf deren Webseite um, was sie schreiben, wie sie schreiben, wie offen sie mit Informationen umgehen und worauf sie Wert legen. Auch der Zuchtverein, in dem sie tätig sind, sollte dort stehen. Danach kannst du dann erstmal recherchieren. Schaue auch, ob die Zucht auf Erbkrankheiten testen lässt und wie offen sie mit den Ergebnissen umgeht: viele Zuchten haben die Ergebnisse bereits stolz auf der Webseite präsentiert. Wenn ein paar Zuchten in deine engere Auswahl gekommen sind, schreibe sie an. Schreibe über dich, was du bieten kannst, was dir wichtig ist, warum du auf diese Zucht aufmerksam geworden bist. Bitte, bitte schreibe keinen Einzeiler a la „Wie viel kostet das bei euch?“ – immer daran denken: du bewirbst dich um ein Tier, das in der Zucht geliebt und gehegt wird! Falls Testergebnisse und weitere wichtige Infos nicht auf der Webseite stehen, kannst du das in der Mailkorrespondenz erfragen.
Mein Rat: kommen keine klare Informationen über den Gesundheitszustand der Tiere, über Gesundheitsvorsorge, kommen Ausreden, warum Untersuchungen/Impfungen etc. nicht gemacht werden – direkt Finger weg! Zu einer vernünftigen Zucht gehören Vereinszugehörigkeit, regelmäßige Untersuchungen auf Erbkrankheiten und Infektionskrankheiten. Und zwar zwingend, da gibt es nichts zu diskutieren und auch keine Ausreden. Auch hier sollten die Tiere wieder mindestens 14 Wochen alt, zweifach geimpft, entwurmt, zwingend(!) mit Stammbaum und Impfpass und idealerweise frühkastriert ausziehen (ohne Stammbaum kein reinrassiges Tier, da kannst du besser zum Tierschutz gehen). Wird über einen oder mehrere Punkte diskutiert: Finger weg.
Das sind meine Ratschläge an dich, denn Niemand kann sagen, welches Tier zu dir passt, welche Zuchten „gut“ oder „nicht gut“ sind, welche Rasse „die gesündeste“ ist. Denn eine Garantie auf Gesundheit gibt es nicht, aber eine Zucht kann viel dafür tun, das Risiko auf Krankheiten zu verringern – und sollte es auch tun. Da ist es egal, welche Rasse das ist, denn es hängt von der Sorgfalt des Menschen ab. Das gilt natürlich auch für Hauskatzen, denn auch diese sind von vielen Krankheiten betroffen, auch Erbkrankheiten. Nur kann man hier eben keine zuverlässigen Tests machen, weil die Vorfahren und Genetik in der Regel gänzlich unbekannt sind.
Ich weiß, das ist viel zu überlegen und entscheiden und es ist auch keine „mach es soundso“-Antwort. Aber genau die kann dir Niemand geben, weil es zu viele unterschiedliche Faktoren gibt, die man bedenken muss.
Liebe Grüße
Miriam
Ich möchte anmerken, dass die vielgepriesenen Tierschutzkatzen von Bauernhöfen und Co. komplett unbekannte Eltern haben und dass Inzucht auf Bauernhöfen und in ländlichen Regionen sehr häufig vorkommt. Zudem haben diese oft Verhaltensprobleme, sind scheu und werden zu spät an Menschen gewöhnt, verlieren oft früh die Mutterkatze etc. Man kann mit Rassekatzen aber auch mit Tierschutzkatzen Probleme oder Glück haben. Letztlich entscheidet immer der Einzelfall. Ich habe eine Katze von privat, die – wie ihre Geschwister – erst mit 5 Monaten abgegeben wurde und mit beiden Elternkatzen aufgewachsen ist. Es ist ein extrem unkompliziertes und menschenbezogenes, selbstbewusstesund fittes Mixtier – wenn man sie auf den Arm nimmt, schnurrt sie – fremde Menschen machen ihr nichts aus und Transporte und Umzüge auch nicht – und es können sich gerne einige Züchter hier mal eine Scheibe abschneiden.
Ich stimme dir grundsätzlich zu und finde diesen Artikel hier ausgewogener und auf den Punkt gebracht im Vergleich mit der vorigen Version (die mit den „Oops-Würfen“ quasi auf einem Level mit der Massenvermehrung krimineller Tierhändler).
Ich denke: Ja, das wäre super, wenn es in unserem Handel mit Haustieren für Produzenten und Erwerber zum sozialen Standard würde, vor allem Wert auf möglichst umfassende Gesundheitsvorsorge zu legen – und deren Preis entsprechend selbstverständlich zahlen zu mögen.
In den Aufzuchtbedingungen und Aufwendungen zur Gesundheitsvorsorge unterscheiden sich nicht nur diverse Pivatleute von Vereinszüchtern (so dass man freilich immer vergleichen und prüfen sollte, was man für den geforderten Kaufpreis erhält).
Auch die Anforderungen verschiedener Rassekatzenzuchtvereine sind unterschiedlich:
Teils können dort z.B. mal drei Würfe in zwei Jahren produziert werden oder die Mutterkatze darf nicht erst ausdrücklich ab einem bestimmten Alter gedeckt werden. Gerade in der Zucht relativ seltener Rassen kann man sich leicht Verpaarungen genehmigen lassen, die den Inzuchtkoeffizienten deutlich erhöhen. Informationen über die Gesundheit der Zuchttiere finden sich – neben den üblichen klangvollen Namen, Rasse und Fellfarben sowie ggf. Show-Auszeichnungen – nicht unbedingt im Stammbaum. Wie realistisch mag es ferner sein, dass alle (rechtzeitig) davon erfahren können, wenn ein mit vier Jahren aus Altersgründen aus der Zucht genommenes vielfaches Elterntier in mittlerem Alter erkrankt u./od. stirbt… Manchmal müssen nach den Richtlinien des Vereins die Tiere nur entwurmt u. zweifach RCP-geimpft, aber z.B. nicht vor Abgabe auf Giardien u. Chlamydien getestet worden sein, teils nicht mal z.B. auf FeLV (worauf jede Tierheim-Katze untersucht wird). Oder sie müssen bei Abgabe keinen Mikrochip-Transponder implantiert bekommen haben, der ihre Identifikation ermöglicht (was heute selbst manche Privatanbieter machen). Ebenso gehören die aktuell möglichen Gentests nebst jährlicher Ultraschall-Untersuchung etwa des Herzens der Elterntiere keineswegs überall zum Pflichtprogramm. Zumindest Zwingerhaltung wird inzwischen untersagt, aber nicht alle möglichen Gesundheitstests u. Nachweise sind in jedem Zuchtverein verpflichtend. Insofern lohnt es sich, auch bei verschiedenen Vereinszüchtern genau nachzufragen, was man (und das neue vierbeinige Familienmitglied) jeweils für welches und oft gleiches Geld bekommt: Die Gewinnspannen aller Produzenten unterscheiden sich beträchtlich.
Gerade die ja noch nicht lange erhältlichen Gentests auf Erbkrankheiten wirken leicht missverständlich. Ein solches Gentest-Paket kostet beim hier führenden Labor für jedes Elterntier einmalig 50-60 €. Falls in einer Kitten-Annonce steht, die Eltern seien „HCM- / PKD-frei / negativ“, dann würde dies allein (ähnlich wie die Ausstellung eines Stammbaums durch den Verein) keine erheblichen Mehrkosten bedeuten für Kitten, die ansonsten jeweils „von (bislang) gesunden und zu besichtigenden Elterntieren, liebevoll in der Familie aufgezogen, mehrfach entwurmt und zweimal RCP-geimpft mit 14 Wochen abzugeben“ wären.
Eigentlich könnte solchen Test echt jeder machen lassen, der seine Briten, Maine Coons, Ragdolls (was auch immer) Kitten haben lässt! Und warum nicht, wenn es so günstig und einfach möglich ist (da reicht ein Abstrich), es erzeugt jedenfalls ein besseres Gewissen und zeigt sich werbewirksam verantwortungsvoll.
Dass heute die meisten Vereinszüchter schon fast ermüdend selbstverständlich etwa mit „HCM-negativ getesteten“ Elterntieren werben, suggeriert interessierten Rasse-Liebhabern, solche Erkrankung sei grundsätzlich auszuschließen (es dürfte ja jegliche Grundlage ihrer genetisch bedingten Entstehung fehlen). Allerdings sind bisher bei Katzen nur sehr wenige und auch nur mutmaßlich verantwortliche Genmutationen ausgemacht worden und es bedarf weiterhin regelmäßiger Ultraschall-Untersuchungen, welche auch immer nur eine Momentaufnahme liefern, um sagen zu können, ein Tier sei – bis dato – HCM-frei. Die wiederum kostet dann pro Elterntier jedes Jahr bis zu 200 € und nicht jeder findet eine Tierarztpraxis in erreichbarer Nähe, wo sie überhaupt gemacht werden kann.
Aber inwiefern ihre Tiere „HCM-frei“ seien, das schreiben natürlich auch die wenigsten Züchter auf ihren Homepages. Alle bemühen sich, und vielleicht barft mancher Vermehrer gar und hat die Katzen-Großeltern noch in der Nachbarschaft und lässt für 400 € zusätzlich chippen und verteilt seit fünf, sechs Jahren jedes Jahr einen Wurf desselben Katzenpaars (da lohnt sich auch eine Blutgruppenbestimmung) und bislang ist aus der Verpaarung wirklich noch kein Vorfahre und Nachkomme tot vom Kratzbaum gekippt – oder auch nur etwa an FORL erkrankt, herrje, was soll’s.
Man weiß es bloß nie aus einer Annonce und wenn man vor allem den Phänotyp einer bestimmten Züchtung sowie am liebsten noch ein Schnäppchen sucht, das ganz okay zu sein scheint… Eine Gesundheitsgarantie gibt’s sicher nirgends.
Ich persönlich würde ein Kitten bemühter Mitmenschen aus einem ungeplanten Wurf sowie die eine oder andere Privatperson, die ihre Katzen sporadisch verpaart gegenüber den zwei genannten Optionen „Tierheimkatze oder Rassekatzenvereinszüchtung“ nicht prinzipiell ausschließen.
Doch Leute, die mit dem Verkauf von nur notdürftig versorgten und aus fragwürdigen Gründen ganz dringend (zu jung) abzugebenden Kitten Geschäfte machen, finde ich gleichfalls schrecklich, – und es gibt zu viele davon, die ihre Kätzchen auch noch jedes Jahr loswerden.
Inzwischen ist das – für mich verständliche – Unbehagen, mit seinen Tieren an Ausstellungen teilzunehmen, glaube ich, auch kein Argument mehr, um nicht Mitglied eines Vereins zu sein, – sofern jemand denn Rassekatzen züchten möchte -, da die Shows nicht mehr bei allen Vereinen obligatorisch sind.
Viele Jahrzehnte gab’s ja in der Rassezucht gar keine Gentests, wenig Gesundheitstests: Der Schwerpunkt lag darauf, nach wechselnden Modevorstellungen bestimmte Phänotypen (und teils Wesenszüge) selektiv zu kreieren, zu erhalten u./od. zu verbessern. Ideen „typvoll“ eugenischer Schönheitsideale und „Reinrassigkeit“ gehören für mich in die Zeit der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, als man etwa auch menschliche Nasen vermaß und fragwürdigen Obsessionen von „Rassereinheit“, Rassenzugehörigkeit und -Rasseeigenschaftszuschreibungen anzuhängen pflegte. Daran denke ich auch bei diesen Shows (die ja nicht ganz so rituell-spaßig relativierbar sind wie etwa Miss-Wahlen oder Gildekönigs-Schießen). Da wurden und werden Haustiere vor allem nach Typ vermessen und bewertet. Und sie mussten und müssen für die Zucht so jung sein, dass viele Krankheiten erst später auftreten, wenn sie nach wenigen Jahren etliche Nachkommen hatten, mit denen teils schon intensiv weiter gezüchtet worden war… Weil etwa alle „den prämierten Deckkater“ wollten… Rassezuchtpraxis verkleinert den Genpool: Es waren Linienzucht an sich und züchterische Einkreuzungen, durch die bestimmte erbliche Erkrankungen erst „rassespezifisch“ geworden sind und sich später in der gesamten Hauskatzenpopulation haben ausbreiten können. Vor diesem Hintergrund erscheint es mir etwas ironisch, wenn Rassekatzenzuchtvereine heute verstärkt Gesundheitssorge als das exklusive Qualitätsmerkmal ihrer Arbeit verstanden wissen wollen. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts begannen viele neue Modezüchtungen damit, dass Leute ihre irgendwie als speziell empfundenen Hauskatzen nicht selten erstmal inzestuös verpaarten, einzelne Exemplare anderer Rassekatzen einkreuzten und sich auf Zuchtvereins-Shows eine Anerkennung ihrer Kreation seitens irgendeines Verbands errungen haben. Es ist für mich ein fragwürdiges Hobby mit einem fragwürdigen Verhältnis zum Haustier als eine Art von designbarem Modeaccessoir, das gleichzeitig ein möglichst pflegeleichtes Familienmitglied darstellen darf. Ohne diesen gesamten Hintergrund würde heute niemand auf den Gedanken kommen, bevorzugt Rassekatzen-Mixe und „edle, typvolle Rassekatzen“ – mit od. mit gerade nur verlegtem od. mit gefälschtem oder auch ohne Stammbaum – möglichst mit etwas Profit verkaufen zu wollen – und es auch können! Und Hauskatzen ohne Rassebetitelung wären nicht vielen „höchstens 100 € wert“ (selbst wenn sie noch auf irgendwas getestet, irgendwie geimpft und vielleicht gechippt wären). Womöglich sollten wir zunächst unser Verhältnis zu Haustieren in ihrem unveräußerlichen Wert überprüfen…
Hallo Sandra,
Danke für deinen Kommentar und deine Gedanken! Du hast recht: es läuft leider viel zu viel falsch – egal, wo man hinschaut und leider wird sehr sehr oft das Tierwohl unter Prestige oder Geldgier vergessen. Gesunde Tiere mit guter Aufzucht sollten unser aller Wunsch und Ziel sein. Leider sieht das nicht jeder Mensch so.
Danke Miriam für den ausführlichen Text. Ich konnte wieder lernen. Das mit den Erbkrakheiten war mir bekannt, das mit den Blutgruppen jedoch nicht.
Als ein Argument, welches ich sogar nachvollziehen kann, wurde mir als Grund für den fehlenden Stammbaum genannt, dass man als Vereinsmitglied mit seinen Katzen zu Ausstellungen gehen müsste und das wäre ja Quälerei für die Tiere.
Ich bin nicht sicher, ob die Aussage stimmt, aber sie wirkt hervorragend.
Nein, ich habe kein Kitten bei einem Vermehrer gekauft, ich war bisher nur Tierschutzkundin. Allerdings ist das Thema gerade in meinem privaten Umfeld aktuell, deshalb mein Interesse daran.
LG
Nicole.G
Hallo Nicole,
„Pflichtausstellungen“ ist ein interessantes Thema – und tatsächlich eines, das oft gern als Ausrede genutzt wird. Tatsächlich ist es so, dass viele Vereine „empfehlen“, mindestens eine Ausstellung zu besuchen bzw. mindestens eine gewisse „Bewertung“ des jeweiligen Tieres zu erreichen, bevor mit dem Tier gezüchtet wird. Vor allem dann, wenn es Zweifel oder Unsicherheiten an der Rassezugehörigkeit, der Farbe, dem Aussehen gibt. Einfach, um sicher zu gehen, das es dem jeweiligen Rassetyp entspricht und jemand mit Ahnung sich das Tier mal angeschaut hat. Eine wirkliche Verpflichtung gibt es nicht.
Festgeschrieben in den Vereinsregelungen sind jedoch in der Regel eine Vielzahl an Gesundheitstests, Regeln und Einschränkungen bei der Zucht: zum Beispiel ab welchem Alter gedeckt werden darf, welche Tiere miteinander verpaart werden dürfen, dass unter einem bestimmten Alter oder eine gewisse Häufigkeit nicht überschritten werden darf etc. In der Realität sind diese Regelungen häufig der wirkliche Knackpunkt, warum viele Menschen nicht in einen Zuchtverein wollen: sie können nicht einfach machen, was sie möchten und müssen Rücksicht auf das Wohl und die Gesundheit der Tiere nehmen. Meiner Erfahrung nach sind ist da einerseits viele Problematiken nicht bewusst – und andererseits interessieren sie häufig auch einfach gar nicht. Bei vielen Vereinen musst du halt viele Nachweise vorlegen: woher kommt das Tier, ist es gesund, welche Untersuchungen wurden gemacht, mit wem soll gedeckt werden, welcher Wurf entsteht dadurch? Fehlen Nachweise, werden Regelungen nicht beachtet oder „Mist gemacht“ kann es – je nach Verein, nicht alle sind da so hinterher – Geldstrafen oder gar den Ausschluss aus dem Verein geben.
Letztlich ist der pauschale Satz, Ausstellungen seien Quälerei für die Tiere auch nicht korrekt. Sicherlich ist es das, wenn man komplett unvorbereitet hingeht und das eigene Tier dort nicht gut versorgt. Wenn man sich auf Ausstellungen aber mal wirklich in Ruhe umschaut, wird man sehen, dass nur die wenigsten Tiere wirklich akut gestresst sind. Die meisten Tiere sind es gewohnt, werden gut versorgt und lümmeln entspannt in ihrem Bettchen und Liegen. Die kleinen „Rampensäue“, die es gerade zu genießen, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen habe ich persönlich etwa in der gleichen Anzahl gesehen wie richtig gestresste Tiere: also eher in der Minderheit. Und auch a liegt es wieder am Mensch, ob er so ein Tier nochmal ausstellt – oder es einfach in Ruhe zuhause lässt. Zur Not kann man nämlich immer noch jemanden aus so manchem Verein zu Besuch bitten, um sich die Tiere zuhaus in der gewohnten Umgebung anzuschauen.
Alles in allem wird dieses „Argument“ meiner Erfahrung nach mehr als Ausrede genutzt – und der wahre Grund liegt woanders: nämlich in der Weigerung, sich Regelung und Kontrolle zum Wohle des Tieres zu „unterwerfen“.
Hallo Miriam,
mit Deiner Begründung warum es bei manchen ‚Züchtern‘ keinen Stammbaum gibt, hast Du ja so recht …
Angeblich war der Vater von Flo, Finja und Krümel im Anfang mal auf einer Rassekatzen-Ausstellung und schnitt dort recht gut ab. Die Urkunde wurde uns damals aber nicht voller Stolz vorgeführt 😉 Allerdings mussten wir feststellen, dass bei unserem ersten Besuch der Kater mit zwei seiner drei Damen wirklich besonders elegant und charmant war. Daher nahmen wir der ‚Züchterin‘ zu dem Zeitpunkt auch gerne ab, dass sie nur wegen der Ausstellungspflicht auf die Zugehörigkeit zum Verein und auf die Papiere verzichtete. Und da wir zu dem Zeitpunkt nur ‚ zwei graue Katzengeschwister‘ mit einer zu uns und der alten Allegra passenden Persönlichkeit suchten, waren uns nach Maus & Allegra die Papiere eigentlich ganz egal. Denn bei dem Vater der Maus ging es damals in 2001 wohl nicht ganz so richtig zu. Denn die Cattery zu der die Mama der Maus damals gebracht wurde (und aus der sie selbst stammte) hatte zumindest in 2017 einen nicht mehr so guten Ruf. Und einer der 2 Mausebrüder hatte etwas längeres Fell …
Zum Glück konnten wir unsere ‚Züchterin‘ problemlos dazu bewegen, dass die kleinen Katzenmädchen noch vor der Abholung zumindest 1x geimpft wurden. Dass der Impfpass blanko ausgestellt wurde, hätte uns allerdings wundern müssen. Aber unserer Tierarzt, dem wir gleich am nächsten Tag Flo & Finja sicherheitshalber vorstellten, war zu dem Zeitpunkt mit ihnen äußerst zufrieden – sie waren scheinbar gesund und munter. Das Problem mit den Giardien und Kokzidien kam erst später durch den Stress mit der alten Allegra zum Tragen.
Und da ich die Kleinanzeigen der Züchterin dann weiter verfolgte, fiel uns bald darauf die kleine Halbschwester von Flo und Finja auf. Wir durften sie bereits im Alter von 17 Tagen besuchen und reservieren, was zumindest zu der Zeit eigentlich unsinnig war.
Aber heutzutage – bei der wohl immer noch sehr großen Nachfrage – ist das wohl leider inzwischen fast normal – zumindest in ‚Züchter‘-Kreisen …
LG Silke
Man braucht ja eigentlich nur diesen Text zu lesen, um zui erahnen, wie es bei euch weiterging 🙁 Schade, dass ihr das durchmachen musstet! Aber umso besser, dass ihr das gemeinsam gerockt habt!