Hilfe, ich bin überfordert! Meine Katze treibt mich in den Wahnsinn – was tun?

Viele kleine und große Ursachen können dazu führen, dass wir mit der Haltung unserer Katzen überfordert sind. Hält diese Phase an, ist guter Rat teuer. Objektives Analysieren, Hilfe-suchen und durchdachtes Vorgehen sind hier wichtig. Damit der Haussegen nicht dauerhaft schief hängt, möchte ich dir ein paar Überlegungen an die Hand geben, wie du aus dieser Situation wieder herauskommst. Und zwar so, dass du und deine Katze etwas davon haben und nicht darunter leiden.

Wichtig: Die Katze hat nicht erst dann ein Problem, wenn ihr Verhalten den Halter nervt!

Noch bevor du dir die Frage stellst, ob du genervt, überfordert oder einfach nur ein bisschen schlecht gelaunt bist, gilt es Eines zu bedenken: Nur, weil du in der momentanen Situation gut zurechtkommst, muss das noch lange nicht für deine Katze gelten! Artgerechte Haltung, Hygiene, Zuwendung und das Erfüllen von Bedürfnissen der Katze ist immer ein wichtiger Tagespunkt. Sonst enstehen erst recht Probleme: Ob Unsauberkeit, Aggressivität, Ängstlichkeit oder Depression bei der Katze.

Katzen sind hart im Nehmen und geben sich oft lange Zeit mit suboptimalen Bedingungen zurecht. Dennoch geht “Zufriedenheit” deutlich anders. Darauf solltest du immer hinarbeiten, denn du trägst Verantwortung auch für deine Haustiere. Zwar laufen viele Tiere im Alltag so manches Haushalts eher nebenher, aber die Quittung dafür kommt garantiert. Probleme auszubügeln ist weitaus zeitintensiver und schwieriger als sie im Vornherein zu vermeiden!

Bist du nur genervt oder schon überfordert?

Katze im Kleiderschrank
Sie weiß, sie soll es nicht, tut es aber trotzdem 😉

Es ist ein riesiger Unterschied, ob du einfach nur eine Phase hast, in der du besonders genervt ‐ oder tatsächlich langfristig überfordert bist. Jeder von uns hat Phasen, in denen Stress auf der Arbeit, angeschlagene Gesundheit oder einfach nur die Jahreszeit auf die Laune drücken können. Dann nervt der Kunde, der Partner, die Kinder und auch das Haustier. Einfach alles. Und einfach nur, weil sie da sind, weil sie Bedürfnisse haben, die im Stress zusätzlich belasten. Das ist normal und geht jedem von uns so. Es geht vor allem wieder vorbei! Auch, wenn es etwas dauern kann.

Etwas anderes ist es jedoch, wenn du bemerkst, dass dich dein Haustier generell und langfristig überfordert. Wenn du dauerhaft nicht mit Bedürfnissen, nötigen Arbeiten oder Kosten klar kommst. Wenn dir alles über den Kopf wächst und du keine Lösung siehst. Wenn auch objektiv klar ist “So gehts hier nicht weiter”. Dann ist dringend eine Lösung nötig! Und zwar eine, mit der Alle gut leben können.

Geht gar nicht: Zwangsmaßnahmen, Gewalt oder Ruhigstellung

Katze riecht an Blumensprüher
Auch der Blumensprüher sollte nicht zum Feind der Katze werden

Auch in noch so schlimmen Situationen gehören Gewalt und Zwangsmaßnahmen zu den größten NO-GOs, die es im Zusammenleben mit Mensch und Tier gibt! Kein Anschreien, kein Schlagen, kein Angst-machen, kein Zur-Strafe-aussperren. Ebenso ist das “Ruhigstellen” mit Psychopharmaka oder anderen Mitteln keine Lösung. Wenn die Katze nervt, ist das immer nur ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Ob du das nun auf den ersten Blick erkennen kannst oder nicht. Ob das an der Katze liegt oder an dir.

Darum lieber: Durchatmen, eine Runde um den Block laufen und dich ganz bewusst aus der stressigen Situation herausnehmen. Abstand gewinnen und dann geordnet nach Lösungen suchen.

Der Realitäts-Check: Was genau ist das Problem?

Kitten rollt sich in Rascheltunnel umher
Mit Kitten im Haus steht so manches Kopf

Um eine Lösung zu finden, heißt es zuerst einmal ganz genau zu schauen, wo eigentlich das Problem liegt. Frage dich ehrlich, ob das Problem bei dir oder der Katze liegt. Beides braucht unterschiedliche Lösungsansätze.

  • Sind meine Erwartungen von der Katzenhaltung realitätsnah?
  • Erfülle ich jeden Tag alle Grundbedürfnisse meiner Katze?
  • Benimmt sich meine Katze atypisch oder komme ich nur nicht mit ihrem Verhalten zurecht?
  • Wann hat sich das Verhalten meiner Katze verändert oder war es immer schon so?
  • Habe sich etwas verändert bevor meine Katze ihr Verhalten verändert hat?

Wie falsche Erwartungen in die Überforderung führen können

Eine Katze macht jeden Tag Arbeit, braucht eine Menge Zuwendung und kann viel Geld kosten. Sie muss jeden Tag mehrmals gefüttert und bespielt werden. Auch ihr Bedürfnis nach sozialer Interaktion und Nähe muss jeden Tag befriedigt werden. Ebenfalls ist die tägliche Reinigung des Katzenklos ein absolutes Muss! Eventuell braucht sie regelmäßig (teure) Medikamente, muss gebürstet und gepflegt werden.

Dessen sollte sich jeder Katzenhalter vor der Anschaffung bewusst sein. Oft jedoch unterscheiden sich Theorie und Praxis enorm: Sich vorher theoretisch Gedanken über Dinge zu machen und sie dann später hautnah zu erleben sind oft zwei paar Schuhe. Aus diesem Grund sind Haustiere nichts für Jedermann. Nicht immer kann man das von vornherein wissen. Wir sind alle keine Hellseher. Entscheidend ist hier nur, wie wir diese Zwickmühle lösen. Denn darauf kommt es letztlich an.

Wenn der Mensch das Problem ist…

Nicht nur falsche Erwartungen seitens des Halters können Ursache für Überforderung mit dem Haustier sein. Das Leben bietet uns ständig neue Herausforderungen, die grundlegende Dinge für uns ändern. Nicht immer ist das mit unserem Nervenkostüm vereinbar.

So kann zum Beispiel die Geburt eines neuen Familienmitglieds dafür sorgen, dass das eigene Leben hart umgekrempelt wird. Auch der Umzug in eine neue Wohnung, ein Jobwechsel oder eine Krankheit bringen neue Lebensumstände. Und nicht immer sind diese Lebensumstände auch für das Zusammenleben mit der Katze förderlich.

Vorwürfe helfen Keinem

Katze schaut sich Fensterdeko genauer an
Jeder weiß, was gleich folgt…

Natürlich ist es unschön, wenn du dir eingestehen musst, dass du der Katze nicht bieten kannst, was sie braucht. Wenn du dir das irgendwie alles anders, einfacher vorgestellt hast und jetzt vollkommen zermürbt dastehst. Viele Halter empfinden es als wahre Trägodie, wenn durch das neue Baby nicht mehr genug Zeit für die Katze da ist.

Die meisten von uns geben sich Mühe, wollen der Katze auch alle Bedürfnisse erfüllen. Dann kommt das Leben und macht uns einen dicken roten Strich durch die Rechnung.

Es ist dann nicht förderlich, dir selbst oder anderen Haltern Vorwürfe zu machen! Vorwürfe erzeugen schlechte Gefühle, Trotz und Defensive. Der Katze ist damit nicht geholfen. Und dem Halter auch nicht. Beides sollte aber im Vordergrund stehen. Also bitte nicht “Warum hab ich nicht?” oder “Du hättest aber…”, sondern “Wo können wir für eine Lösung ansetzen?”.

Hilfe suchen, Aufgaben delegieren und aufteilen

Kitten in Einkaufstrolley
Kitten sind einfach zu neugierig und müssen alles genauer inspizieren

Der häufigste Grund für Überforderung mit der Katze ist schlicht die anfallende Arbeit: Katzenklos reinigen, mehrmals täglich füttern, spielen, bürsten usw. Das nimmt durchaus viel Zeit in Anspruch. Zeit, die man vielleicht aufgrund von äußeren Umständen gerade nicht hat. Dann ist die einzig gangbare Lösung, dir Hilfe und Unterstützung zu suchen. Ob von Familienmitgliedern, Nachbarn oder Freunden: wenn jeder ein paar Minuten eine Kleinigkeit macht, ist die Last auf mehrere Schultern verteilt.

Ältere Kinder oder der Partner können getrost auch mal das Katzenklo schippen. Auch die Futtergabe kann delegiert werden. Jüngere Kinder haben sicherlich viel Spaß daran, die Katze mit Bällchenwerfen oder der Spielangel zu unterhalten ‐ ist für beide Seiten lustig 😉 Auch dann, wenn du allein im Haushalt lebst, kannst du andere Menschen um dich herum um Hilfe bitten.

Perfektionismus ablegen

Sei dir nur bewusst, dass andere Menschen Dinge auch anders erledigen. Es läuft also nicht immer so, wie du es machen oder dir vorstellen würdest. Versuche, deinen Perfektionismus abzulegen und hab Vertrauen. Das gilt übrigens auch, wenn du ganz allein alles erledigst:

Die Grundbedürfnisse der Katze müssen immer erfüllt werden. Ob du aber mal etwas weniger Zeit hast, das Bürsten um einen Tag verschiebst oder auch mal schnell nur Supermarkt-Fertigfutter gibst: das macht für deine Katze kaum einen Unterschied. Sei also bitte nicht so streng zu dir selbst, denn auch das kann zu Überforderung führen!

Merke: Kitten haben serienmäßig einen vollen Akku

Katze setzt zum Rennen an
Der Countdown zu den doofen fünf Minuten startet

Kleine Katzenkinder werden immer mit vollem Akku geliefert. Und es dauert, bis dieser leer ist. In dieser Zeit stellen die kleinen Flummis allerlei Unsinn an, rennen herum, springen durch die Gegend und kennen keine Ruhepausen. Das ist vollkommen normal. Das Einzige das du dagegen tun kannst ist, spielen, spielen und nochmal spielen. Ein passender, möglichst gleichaltriger Katzenkumpel hilft übrigens gegen Hände- und Füße-Attacken. Denn zwei Kitten powern sich gegenseitig aus und spielen ebenbürtig. Du musst dann nur noch die Wohnung kittensicher machen.

In vielen Fällen werden die Tiere ab etwa ihrem ersten bis dritten Lebensjahr etwas ruhiger. Das trifft aber nicht auf alle Fälle zu, dem solltest du dir bewusst sein.

Wissen aneignen, Haltung verbessern

Katze starrt Essen an
Auch ständiges Betteln bei Tisch kann auf Dauer an die Nerven gehen

Ein zweiter Punkt, der oft zu Überforderung führt, sind fehlendes Wissen über Katzenhaltung und falsche Erwartungen. So können vollkommen normale kätzische Verhaltensweisen falsch interpretiert und störend sein. Es ist also wichtig zu verstehen, dass manches, was dir zu viel ist, einfach katzentypisch ist. Hier hilft es nur, sich sehr genau damit auseinander zu setzen, warum die Katze bestimmtes Verhalten zeigt. Und warum dieses Verhalten normal ist. Aber auch, was du tun kannst, damit deine Katze das Verhalten weniger ausgeprägt zeigt.

So sind beispielsweise Kratzmarkieren an Tapeten und Möbeln, Jagdverhalten an Händen und Füßen, ständiges Miauen und Unsauberkeit auf ihre Art Ausdruck normalen Katzenverhaltens ‐ sie zeigen sich nur in einer Art, die uns als Halter nicht gefällt. Und zwar, weil der Katze etwas fehlt, ihr Katzenverhalten ‐ in unseren Augen ‐ “richtig” zu platzieren. Einfach irgendwie den Kratzbaum oder die Toilette platzieren, irgendwie spielen reicht eben einfach nicht. Im Sinne des natürlichen Katzenverhaltens ist auch all das “Drumherum” dieser Dinge wichtig. Weißt du das nicht oder missachtest es, lebt die Katze dennoch ihr Verhalten aus. Nur eben auf eine Art, die dir nicht so ganz passt.

Darum: Lerne deine Katze, ihre Bedürfnisse und ihr Verhalten verstehen. Passe ihre Haltung darauf an und viele Probleme verschwinden. Denn hier ist nicht die Katze das Problem, sondern du!

Bevor der große Knall kommt: professionelle Hilfe suchen

In manchen Fällen sind die Probleme etwas größer als nur “nervende” Tiere. Wenn Katzen sich in menschlicher Obhut unkontrolliert vermehren, sich gegenseitig mit Krankheiten anstecken und verwahrlosen ist professionelle Hilfe gefragt. Und zwar möglichst früh! Scham und Schuldgefühle helfen hier Niemandem, erst recht nicht den Katzen. Bevor das Ganze ins Animal Hording abrutscht, heißt es “HANDELN“!

Dies ist in vielen Fällen nur mit Hilfe von Fachstellen möglich: Veterinärämter, Ordnungsämter und Tierschutz sollten mit ins Boot geholt werden. Diese Stellen sind in der Regel Profis und leider mit solchen Fällen vertraut. Damit das Leid für Tiere und Mensch nicht noch größer wird, sind sie der richtige Ansprechpartner. Die Zahl der Tiere muss dabei mindestens soweit minimiert werden, dass du als Halter noch Herr der Lage bist: das Geld muss reichen,um die Tiere zu versorgen, auch tierärztlich. Denn alle Tiere gehören in sofortige Behandlung, vor allem eine Kastration aller Tiere ist nötig, um dauerhaft weiteres Leid zu verhindern. Deine Zeit muss reichen, um alle Tiere zu pflegen, ihnen gerecht zu werden und ihre Bedürfnisse nach Nähe und Ansprache zu erfüllen.

Bitte suche dir kompetente Hilfe, bevor zu zu tief drin steckst! Auch dir zuliebe…

Wenn gar nichts mehr geht: Abgabe der Katze

Manchmal hilft alles Lernen, alle Veränderung und aller gute Wille nicht. Dann ist tatsächlich die Abgabe der Katze der einzig tierliebe Weg. Denn nicht nur du, sondern auch die Katze leiden unter einer solchen Situation. Da ist schlechtes Gewissen und Festhalten an der Katze nur hinderlich, so weh es auch tut. Bitte lege dann aber großen Wert darauf, dass die Katze in gute Hände kommt. Ob du sie privat oder über den Tierschutz vermittelst oder gar direkt in die Obhut des Tierschutzes vermittelst. Bitte mache dann auch ehrliche Angaben darüber, wo genau Probleme lagen. Dies ist grundlegend wichtig, damit dein Tier im nächsten Zuhause ein gutes Zuhause findet.

Auch, wenn du einfach nur an einem Punkt angelangt bist, an dem dir klar wird, dass dieses ganze “Haustierding” nichts für dich ist, du Bedürfnisse nicht erfüllen willst: gib dem Tier die Möglichkeit, ein gutes Zuhause zu finden. Das bist du dem Tier mindestens schuldig ‐ auch, wenn dich das schlechte Gewissen und die Selbstzweifel plagen.

Wenn die Katze das Problem ist ein Problem hat…

Zuerst einmal solltest du dir folgenden Satz merken: “Die Katze nervt nicht aus Lust und Laune, sondern weil etwas nicht stimmt”. Und zwar immer! Auch dann, wenn du es nicht bemerkst oder nicht Schuld bist. Denn so manche Katze kommt bereits vorbelastet in ihr neues Zuhause. Aber auch, wenn du selbst nichts dafür kannst, solltest du ‐ der Katze und dir zuliebe ‐ an Lösungen arbeiten. Dabei ist der Lösungsweg oft nicht einfach und vor allem langwierig.

Der erste und wichtigste Gang führt in die Tierarztpraxis

Katze auf dem Untersuchungstisch beim Tierarzt
Ein Check beim Tierarzt ist manchmal unerlässlich

Es wird oft unterschätzt, aber wenn die Katze ein Verhaltensproblem hat, liegt die Ursache in sehr vielen Fällen in gesundheitlichen Faktoren begründet. Ob es nun Zahnschmerzen, Harnsteine oder chronische Erkrankungen sind: erfolgt hier keine zielgerichtete Behandlung, wird die Katze nie “normal” werden. So manches Mal ist auch der Gang zu einem spezialisierten Tierarzt nötig. Erst dann, wenn alle körperlichen Ursachen ausgeschlossen sind, kann es einen Schritt weitergehen. Zum Ausschließen von Krankheiten sind beispielsweise folgende Untersuchungen nötig:

  • Blutuntersuchung: inklusive Langzeitzucker, Schilddrüsen- und Bauchspeicheldrüsenwert
  • Abtasten der Wirbelsäule & Knochen, um Anomalien und Schmerzen auf den Grund zu gehen
  • Spezielle neurologische Tests, um die Funktion der Nerven zu überprüfen
  • Röntgen, Ultraschall, CT & MRT, um Veränderungen an Knochen und Organen zu finden
  • Proben von Haut, Urin & Kot, um Parasiten, Pilze und andere “Untermieter” zu finden
  • Abstriche von Schleimhäuten, Nase, Maul & Auge, um Bakterien & Viren zu identifizieren

Manchmal kann auch die zeitweise Gabe von passenden Schmerzmitteln dafür sorgen, dass zumindest Schmerzen als Auslöser für Verhaltensprobleme ausgeschlossen werden können. Gibst du deiner Katze in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt beispielsweise zwei Wochen Schmerzmittel und die Katze wird entspannter und weniger aggressiv, können bislang unentdeckte Schmerzen hinter ihrem Verhalten stecken. Dies kann als Anhaltspunkt für weitere Untersuchungen dienen.

Nicht immer kann der Tierarzt körperliche Ursachen wirklich eingrenzen: manchmal liegen mehrere Probleme vor die sich gegenseitig beeinflussen, manchmal “verstecken” sie sich lange Zeit erfolgreich und nur sehr spezialisierte Tierärzte (z. B. in Unikliniken) mit speziellen Diagnosegeräten finden sie.

Die Katze auf der Couch: wenn der Verhaltenstherapeut vorbeischaut

Katze sitzt in Plastikschüssel
Ob die Katze gern mitten dabei ist, ist auch eine Charakterfrage

Auch für Katzen gibt es spezialisierte Verhaltenstherapeuten. Sie helfen nicht nur bei Verhaltensproblemen, sondern auch im normalen Alltag. Sei es, um die eigene Haltung zu optimieren, Fragen zu beantworten oder um den Tierarzt bei seiner Diagnose zu unterstützen. Denn ja, auch wenn die Katze ein medizinisches Problem hat, schließt das nicht aus, dass auch ein psychisches vorliegt. Manchmal trifft beides zu, manchmal resultiert das Eine aus dem Anderen. Logischerweise hilf ein kompetenter Verhaltenstherapeut auch dann, wenn “nur” ein seelischer Faktor zu einem schiefen Haussegen führt.

Hier wird sich der Therapeut genau anschauen, wie das Tier lebt, wie sich Probleme äußern und welcher Umgang damit im Alltag stattfindet. Zusammen mit medizinischen Befunden kann dann ein Gesamtbild erfasst werden. Und dann gehts an die Behandlung der Probleme. Hier sind die Wege unterschiedlich, auch unterschiedlich lang und steinig. Nicht immer ist nach abgeschlossener Behandlung die Welt voller rosa Wolken, aber eine Verbesserung sollte sich dennoch einstellen ‐ vorausgesetzt, du arbeitest ordentlich und regelmäßig mit. Denn “von allein” wird sich nichts ändern.

Auch hier: Haltung optimieren, Wissen anwenden

Auch dann wenn die Katze ein Problem hat, ist es besonders wichtig, die Haltung zu optimieren und über Verbesserungsmöglichkeiten nachzudenken. Viel Spiel, Training und Beschäftigung mit der Katze können im Zusammenspiel mit medizinischer und verhaltenstherapeutischer Behandlung für alle ein Gewinn sein. Oft gibt das Zusammenspiel mehrerer Zahnrädchen eben erst ein gut laufendes Ergebnis.

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18 Kommentare

  1. Ich habe knapp 4 Jahre in einer WG mit einer Katze und bin auch sonst immer gut mit Katzen klar gekommen.Vor einer Woche hab ich mir dann selbst eine angeschafft und habe jetzt schon keine Lust mehr auf sie.
    Ich lebe alleine in einer 50m² Wohnung (2. Etage ohne Balkon) und bin an vier Tagen in der Woche zehn Stunden wegen der Arbeit außer Haus. In einer Anzeige ging es um eine Katze, die nur Wohnungshaltung kennt, sich gut selbst beschäftigen kann und kein Interesse an anderen Katzen zeigt. Nachdem sie den ersten Tag in der hintersten Ecke unter dem Sofa verbracht hat fing sie schnell an, die Wohnung zu erkunden. Sie hat einen Kratzbaum, Katzengras, eine große Toilette, die ich mindestens zweimal täglich säubere, Spielzeug, darf in jeden Raum bis auf die Küche, kann durch zwei große Fenster in die angrenzenden Gärten schauen und ich versuche, morgens und abends Zeit mir zu verbingen und ein bisschen zu spielen. Also eigentlich genug, um zufrieden zu sein.
    Trotzdem geht sie mir jetzt schon auf die Nerven. Wenn meine Hände irgendwie in Reichweite sind stößt sie mit dem Kopf dagegen. Streicheln lassen will sie sich aber nicht, wenn ich es versuche macht sie ein paar Schritte weg, dreht um und stößt wieder mit dem Kopf gegen meine Hände. Wenn ich irgendwo hin gehe, sei es auf die Toilette oder nur die drei Schritte zum Fenster, läuft sie mir zwischen den Beinen lang, so dass ich aufpassen muss, sie nicht aus Versehen zu treten. Dabei beißt sie mir hin und wieder auch mal in Hände/Beine.
    Sich mit ihr beschäftigen ist auch schwer. Wenn ich ihr Zeit geben möchte zum Kopf-stoßen-um-die-Beine-streichen macht sie das zwei- bis dreimal, hat dann aber auch schon wieder genug. Katzeangel und anderes Spielzeug, das ich ihr durch die Wohnung werfe, wird nach 5 Minuten uninteressant, nur um dann kurz darauf wieder hervorgekramt und von ihr alleine durch die Wohnung gejagt zu werden.
    Ich hab auch nicht eine Nacht durchgeschlafen seit dem. Erst, weil die Katze zuverlässig ab 1:30 Uhr Radau gemacht hat, dann, weil sie mit ins Bett kommt (was an sich kein Problem ist), aber dann auf mir oder direkt in der Bettmitte liegt.
    Dazu kommt, dass ich mich häufig einsam gefühlt und immer mal wieder depressive Episoden habe, wobei Haustiere ja eigentlich helfen können. Aber seit die Katze da ist, ist es schlimmer statt besser geworden. Ich empfinde keinerlei Zuneigung zu dem Tier, bin froh, wenn es mich in Ruhe lässt und alles in allem ist die Katze eher eine Belastung als eine Bereicherung für mich.

    • Hallo Anon!
      Es hat sicher viel Mut erfordert, so ehrlich zu sein.
      Ich bin mir nicht sicher, wie “aufnahmefähig” du für meine Worte bist, aber vielleicht helfen sie dir, weniger genervt zu sein. Alles, was du schreibst, klingt für mich erstmal normal und katzentypisch. Ihr lebt erst seit einer Woche zusammen, ihr beide müsst euch auf einander einstellen und das Gegenüber richtig kennenlernen. Dazu zählt zum Beispiel auch der Schlafrythmus. Katzen sind dämmerungsaktiv, es ist also durchaus “normal”, dass sie nachts aktiv wird. Aber es ist auch absolut verständlich, dass das im Zusammenleben mit dir ein Problem ist. Du brauchst deinen Schlaf. Mein Tipp hier wäre, dass du vor dem zubettgehen nochmal ordentlich mit ihr spielst, ihr eine große Portion Futter gibst und für Nachts ein Intelligenzspielzeug hinstellst, mit dem sie sich selbst beschäftigen kann. Die Frage bei den nächtlichen Störungen ist immer: Was braucht sie und warum macht sie das? Sicherlich nicht, um dich zu ärgern! Sondern weil ihr etwas fehlt in dem Moment. Da könntest du ansetzen.

      Auch das mit dem Kopf anstoßen und um die Beine streifen ist völlig normales Katzenverhalten. Das Kopf anstoßen ist in der Regel eine Aufforderung zu Kontakt. “Streicheln lassen will sie sich aber nicht” ist aus der Ferne schlecht zu beurteilen. Aber dass sie wieder kommt und mit dem Kopf wieder gegen deine Hand stößt, spricht sehr dafür, dass sie tatsächlich gestreichelt werden möchte. Vielleicht einfach nur auf eine andere Art als du es bisher probierst. Es gibt auch Katzen mit “schlechter Vergangenheit”, die so reagieren: Eigentlich möchte sie, aber traut sich vielleicht noch nicht so ganz. Sie kennt dich ja nach einer Woche auch noch nicht, auch sie muss erst einmal Vertrauen fassen.

      Spielen mit Katzen ist auch so ein Thema, bei dem es viele Missverständnisse gibt. Manche Katze hat gemeinsames Spiel gar nicht gelernt, da muss man ihr dann Zeit geben und es immer wieder versuchen. Auch ist das wie beim Spielen ganz wichtig: versuche die natürliche Beute zu imitieren, um den Jagdinstinkt zu wecken: nicht auf die Katze zu, sondern eher ein wenig hinter / unter Hindernissen “verstecken”, “herausschauen” und dann schnell über den Boden huschen.

      Diese Tipps helfen dir allerdings alle nicht, wenn du keine Bindung zur Katze aufbauen kannst. Und das meine ich nicht (ab)wertend: manchmal ist das einfach so. Gerade, wenn sie dich belastet und du einfach nur noch genervt bist, ist eine ziemlich unschöne Grundstimmung da, die die Katze natürlich auch spürt. Vielleicht hilft es dir, einfach mal ganz ehrlich zu dir selbst zu sein, in dich zu gehen und dich zu fragen, ob unter diesen Voraussetzungen ein Zusammenleben wirklich Sinn macht. Falls nicht: mach dir keine Vorwürfe! Wir alle haben zwar viel Theoretisches über die Katzenhaltung gehört, lernen aber erst dann die Praxis kennen, wenn das Tier wirklich da ist. Solange du das Tier gut hältst und es nicht schlecht behandelst, solltest du dir keine Vorwürfe machen. Für unsere Gefühle können wir alle nichts, wir können sie nicht einfach herzaubern. Aber wenn du wirklich so gar keinen Bezug zum Tier aufbauen kannst, ist die Katze vielleicht woanders besser aufgehoben. Sei aber bitte so fair und suche ihr ein gutes neues Zuhause – und nicht bloß irgendeines.

      Ich wünsche dir alles Gute!

      • Hallo,

        erstmal danke für die ausführliche Antwort.

        Das mit dem Spielen vor dem Schlafengehen hab ich schon versucht, aber funktioniert nicht, weil sie eben erst die Lust verlieren zu scheint, nur um dann, sobald ich schlafen gegangen bin, wie von der Tarantel gestochen durch die Wohnung zu heizen.

        Streicheln hab ich so ziemlich alles probiert. Unterm Kinn, zwischen den Ohren, im Nacken, am Rücken. Sie drückt dann einfach den Kopf gegen meine Hand und geht weg. Und in den letzten 2,5 Wochen hat sich an ihrem Verhalten auch praktisch nichts geändert, sie verhält sich genauso wie damals, als ich das erste Mal bei der vorherigen Halterin war.

        In der Anzeige wurde sie als schmusebedürftig beschrieben, sie würde auf ihren Namen hören und angelaufen kommen, um sich streicheln zu lassen und würde Fremde schnell ins Herz schließen und Vertrauen aufbauen. Davon merke ich aber nichts.

        Ich habe langsam das Gefühl, dass ich für die Katze mehr ein beweglicher Gegenstand als ein lebender Mitbewohner bin.

      • Hallo Anon!
        Drehe deinen letzten Satz mal um: Vielleicht hat die Katze auch das Gefühl, sie sei ein beweglicher Gegenstand und kein vollwertiger Mitbewohner. Denn scheinbar geht es vor allem um deine Wünsche und Erwartungen. Die sie scheinbar nicht erfüllen kann. Ich weiß, das klingt hart – ist aber gar nicht hart gemeint. Nur realistisch. Es ist nunmal so, dass Katzen ihre eigenen kleinen Persönlichkeiten sind. Die so leben, wie sie es für richtig erachten und brauchen. Dazu gehören natürlich auch manchmal Dinge, für die wir Menschen nicht unbedingt applaudieren. Da müssen wir dann schauen, woran das liegt: verhält sich die Katze “nicht katzentypisch” – oder haben wir falsche Erwartungen?

        Mit deinem zweiten Kommentar jetzt erhärtet sich mein Verdacht, dass es möglicherweise an falschen Erwartungen deinerseits liegt. Du schreibst selbst, dass sie sich genau so verhält, wie du sie bei der Vorbesitzerin kennen gelernt hast. Selbstverständlich tut sie das, weil sie eben einfach so ist. Die Frage ist, warum du erwartet hast, dass sie bei dir anders ist – oder sein sollte. Ich glaube, das ist die Frage, die du dir ehrlich beantworten solltest.

        Die Katze ist wie sie ist. Daran kannst – und solltest, wenn du mich fragst – nichts ändern. Du kannst höchstens deine Erwartungshaltung verändern. Das mag wie ein abgedroschener Spruch klingen, ist aber wahr. Nichts von dem, was du beschreibst klingt “verhaltensauffällig” oder “unnormal”. Auch wenn ich verstehen kann, dass dich der Schlafentzug massiv nervt. Das kann man aber lösen, wenn man dranbleibt – und nicht nur ein paar Tage. Dass deine Katze nach einer Spielaufforderung deinerseits erst richtig “aufdreht” legt die Vermutung nahe, dass du möglicherweise das natürliche Jagd- und Spielverhalten der Katze missinterpretierst: Katzen rennen und springen beim Spiel nicht wild herum. Der Großteil besteht aus Lauern, Beobachten, auf-den-richtigen-Moment-warten. Ich erlebe immer wieder, dass das missverstanden wird. Für uns Menschen sieht das nach “kein Bock”, “sie schaut nur” aus – die Katze ist innendrin aber völlig angetan. Bricht man dann das Spiel ab, gibts Frust. Und natürlich muss die Katze dann ihre Energie immer noch ausleben. Das tut sie dann eben nach dem Spielversuch.

        Ich glaube, dass es für dich wichtig sein kann, dich mehr damit zu befassen, was Katzenverhalten alles ist, welche Facetten und Missverständnisse es gibt. Denn ich glaube auch, dass je mehr du weißt und je mehr du mit anderen Augen siehst, du weniger genervt bist. Aber dazu musst du natürlich offen sein. Und ich kann mir gut vorstellen, dass eine genervte Grundstimmung nicht unbedingt das Herz öffnet. Das ist gar nicht böse gemeint! Wir kennen das ja alle: wenn wir genervt sind, wollen wir eigentlich nur unsere Ruhe vor dem Thema und nicht noch extra tiefer einsteigen.

        Liebe Grüße
        Miriam

  2. Hallo Miriam,
    wir haben seit fast 4 Jahren 2 Katzen, Frl.Toni und Kater Loui. Wir sind 2021 in ein Stadthaus mit Garten direkt am öffentlichen Freibad gezogen. Bis vor ca. 4 Monaten war alles normal, der Kater war mein Baby, Frl. Toni mehr meiner Frau. Ich hatte bis dahin ein sehr gutes Verhältnis mit Loui, schlief nachts über Winter bei mir, legte sich auf die Brust, kam zu mir ins Büro zum dösen usw. Dann begann er zu streunen und hat über einer belebten Strasse eine Terrasse mit Decke und Stuhl gefunden. Loui hat einen Tracker an ( problemloses Umhängen !) so konnte wir das Ehepaar mit Terrasse ausfindig machen. Anfangs war noch alles normal, aber er kommt jetzt immer seltener nach Hause. Auf Nachfrage ob die Freunde des Katers diesen füttern oder in die Wohnung ( ebenerdig !) lassen , verneinte Sie dieses. Aber trotz mehrer Regentage kommt er fast nicht mehr heim, an Mäusespeisen kann es auch nicht immer liegen. Ich weiss jetzt nicht , ob es die Leute drauf anlegen unseren Kater zu Ihnen zu verführen. Wie kann ich Ihn zurückgewinnen? Ich hole Ihn oft ab wenn der Tracker leer wird mit dem Auto und Leckerli, er kommt dann meist auch nach kurzen Gähnen wenn er auf der Terrasse sitzt. Danke vorab für deinen Rat ! lg. hanspeter

    • Hallo Hans-Peter!
      Eine vertrackte Situation habt ihr da! Dass Freigänger sich durch die Nachbarschaft schmusen und schmausen kommt leider recht häufig vor. Auch das Anfüttern, Einsperren und “Behalten” durch Menschen aus der Nachbarschaft ist nicht selten. Dagegen könntest du rechtlich vorgehen, am besten fragst du da einen Anwalt oder eine Anwältin um Rat. Füttern die Menschen deinen Kater nicht bewusst und lassen ihn auch nicht extra ins Haus, wirds schwierig – weil es dann am Kater liegt: er hat ja seinen freien Willen und fühlt sich dort vielleicht wohler (so sehr es auch das Herz sticht, das in Betracht zu ziehen). In dem Fall könntest du mehrere Dinge versuchen, aber ob sie Erfolg zeigen, ist eine andere Frage.

      Eine Möglichkeit wäre es, den Kater nach dem nächsten nach-Hause-holen erst einmal vier bis sechs Wochen bei euch zuhause zu lassen – ohne Freigang, damit er sich wieder richtig heimisch fühlt. Mehr Spiel, mehr Zuwendung, mehr Fressen können manchmal auch schon wahre Wunder bewirken. Eine weitere Möglichkeit wäre es, wenn ihr euren Garten / eure Terrasse katzensicher einzäunt (sofern möglich): so hätte dein Kater ein Stück Freiheit, könnte aber nicht entlaufen und wäre sicherer.

      Sicherlich gibt es auch noch hundert andere kleine Tipps und Tricks, allerdings ist es schwer, dir hier etwas zu raten, weil ich weder dich, noch den Kater oder eure genaue Situation kenne.

      Liebe Grüße
      Miriam

  3. Hallo, mein Kater ist 15 und ist den ganzen Tag am meckern. Ich weiß nicht mehr weiter. Er hat eine Schilddrüsenüberfunktion und bekommt schon Medikamente. Er darf auf die umzäunte Terrasse. Ich bemühe mich jeden Tag es ihm Recht zu machen mit Spieleinheiten und Gekuschel und Leckerchen. Er darf raus und fordert das auch vehement nachts ein, sodass es keine einzige ruhige Nacht mehr gibt. Wenn wir ihn nicht beachten, miaut er so lange, bis wir es tun. Ich weiß nicht mehr weiter und bin sehr frustriert. Ich arbeite im Homeoffice und hab es damit wirklich schwer, weil er nur fordert. Ich lieb ihn wirklich, aber er macht es mir sehr schwer ihn zu mögen. Kann man es manchen Tieren einfach nicht Recht machen, oder haben wir ihn verzogen?

    • Hallo Alexandra,
      erstmal: Hut ab für deine Offenheit! Darüber zu reden und etwas ändern zu wollen ist Gold wert. Um deine Frage zu beantworten: Ich glaube, weder noch 😉 “Verzogen” finde ich immer ein schwieriges Wort. Einfach, weil es einen echt schlechten Beigeschmack hat und suggeriert, die Katze wäre ein Problem – und man könne nichts ändern. Ich glaube aber, dass man das sehr wohl kann. Dass es aber oft nicht einfach ist und einen langen Lösungs- und Denkweg braucht. Ebenso glaube ich nicht, dass es Katzen gibt, denen man es “nicht recht machen kann”. Katzen machen ja alles aus einem bestimmten Grund. Weil ihnen etwas fehlt, sie unsicher, krank oder unterfordert sind. Weil sie Nähe oder Futter, Aufmerksamkeit oder Spiel brauchen. Sie machen es ja nicht, um uns zu nerven. Und ich glaube, in diesem Gedankengang liegt auch die Lösung.

      Wie du schreibst, hast du schon sehr viel versucht. Spielen, Kuscheln, Leckerchen sind alles tolle Dinge und Dinge, die die Katze braucht (gut, die Leckerchen vielleicht nicht zwingend, aber hey 😉 ). Ich kann absolut verstehen, dass du verzweifelt bist, dass dir das an die Substanz geht. Aus der Ferne mit so wenig Infos etwas zu raten ist natürlisch schwer. Weil auch nicht immer klar ist, wie Dinge umgesetzt werden – sprich: spielt ihr so, dass er davon was hat (jede Katze mag da ja was anderes), dass er ausgelastet ist? Sind alle anderen gesundheitlichen Probleme abgeklärt (gerade Schilddrüsenprobleme können sich zwischenzeitlich verändern und dann auch am Aktivitätslevel etwas ändern).

      Wäre es mein Kater würde ich vermutlich erstmal einen großen Check in der Tierarztpraxis veranlassen: großes Blutbild mit Werten für Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse, Diabetes usw. Parallel würde ich versuchen herauszufinden, was genau es ist, was er nachts so dringend braucht: ist es vielleicht noch eine Extra-Portion Futter? Ein Fummelbrett, Snackball oder sonstiges Intelligenzspielzeug kann zwischenzeitlich auch nachts Beschäftigung geben. Auch eine Spielsession mit Kopfarbeit vor dem Zubettgehen kann Sinn machen. Und da muss man dann schauen, welches Spiel es genau ist, dass ihn körperlich und vom Kopf her lange genug beschäftigt, dass er zufrieden ist.

      Vielleicht hilft auch schlicht eine Katzenklappe in der Terrassentür, damit der kleine Kerl nachts selbstständig raus kann. Vielleicht ist es jetzt bei wärmerem Wetter besonders spannend dort. Oder ihr baut ein Ritual auf, dass ihr beide gemeinsam Abends eine letzte Runde “Terrassesitzen” macht.

      Du siehst also: es gibt zahlreiche Ursachen und zahlreiche Lösungsmöglichkeiten kommen dafür in Betracht. Vor allem aber möchte ich dir raten: Schau auch auf dich, schau dass du mal den Kopf frei bekommst. Vielleicht einfach, in dem du bewusst mal eine Nacht woanders übernachtest. Dauerhafter Schlafentzug und Stress ist für Niemanden gut. Achte bitte auf dich!

  4. Hallo, ich habe eure Geschichten gelesen und möchte meine auch kurz erzählen. Ich habe für euch alle totales Verständnis, auch für die genervten Mitbewohner.
    Meine Katze lebt seit 12 Jahren bei mir, sie ist jetzt 18, sehr wahrscheinlich dement, schreit mehrere Stunden täglich und auch nachts, und pinkelt wild in der Wohnung. Sie hat Bluthochdruck und ich gebe ihr täglich Medikamente. Meine frühere Mitbewohnerin hat mich vor 12 Jahren zur Anschaffung von Lissi und Mobo überredet, ich habe die zwei von Herzen geliebt und mich immer gut um sie gekümmert. Vor 4 Jahren bin ich Mutter geworden, meine Mitbewohnerin ist mit Mobo ausgezogen. Das Pinkeln fing schon vorher an. Wir dachten, ohne ihn wird es besser, da er sie eigentlich nur noch belästigt hat.
    Situation jetzt: meine Lebensqualität ist im Arsch, meine Wohnung stinkt, ich will dass sie stirbt. Weil sie alt ist und es uns beiden nicht mehr gut miteinander geht. Ohne Medikamente würde es wahrscheinlich auch schnell passieren, aber mit kann sie noch lange leben. Ich gebe sie ihr aber, weil ich nicht will, dass sie leidet. Einschläfern wäre, ist aber verboten, denn mit Medikamenten geht es ihr ja gut. Tiere brutal zu schlachten um Würstchen zu essen ist erlaubt, aber friedlich einschläfern um die psychische Gesundheit eines Menschen zu retten nicht. Ich bin Veganerin. Viele Grüße an alle Tierfreunde

    • Hallo Lissi!
      Das ist ehrlich gesagt harter Tobak, was du schreibst. Ich kann verstehen, dass du nervlich komplett am Ende bist. Bei all der Verzweiflung rate ich persönlich dringend zur Abgabe der Katze. Denn mit 18 könnte sie durchaus noch ein paar schöne Jahre haben – gönn sie ihr woanders.

      Liebe Grüße
      Miriam

  5. Hallo! Ich habe mir vor drei Jahren zwei Katzen zugelegt mit meinem Exfreund. Wir haben uns kurze Zeit später getrennt und ich bin mit den beiden Katzen in eine WG gezogen. Ich hab wirklich lang drum gekämpft ein gemeinsames Zuhause zu finden, weil mein Ex sie einfach abgeben wollte.
    In der WG waren meine Mitbewohner dann aber so genervt von den beiden (vor allem von ihr) weil sie ständig miaut, überall ihre Krallen schärft und alle Pflanzen anknabbert. Kratzmöbel in ihren Zimmer wollten sie nicht, deswegen bleiben die Zimmertüren zu. Alleine wohnen kann ich nicht und ich will ihnen auch keine 1-Zimmer-Wohnung antun. Freigang ist unmöglich wegen Schnellstraße nebenan und nur Innenhof, zu dem wir aber keinen direkten Zugang haben. Die Zimmertüren sind also zu und die zwei sind total fertig… Sprich noch mehr miauen.
    Ich habe auch gedacht, dass sich ihre krasse Energie auswächst nach der Kittenzeit, aber das war nur bei ihm so. Sie steht nach wie vor 24/7 unter Strom. Ich würd ihrer Energie auch gern gerecht werden, aber ich schaffe es alleine aufgrund meiner chronischen Erkrankung nicht. Familie und Freunde wohnen nicht grad um die Ecke. Mitbewohner spielen und streicheln auch, aber eben nicht “genug”.
    Raus mit Leine habe ich versucht (mit allen Tricks und Tipps die ich online gefunden hab), aber sie hat dann angefangen drinnen überall zu markieren und da hab ichs wieder gelassen.
    Elektronisches Spielzeug und “Futterrätsel” interessieren sie nicht wirklich, hab schon sehr viel versucht. Es muss ein Mensch mit Spielangel sein. Am Schoß gestreichelt werden will sie nicht und auf die Couch geht sie auch nicht, sprich man muss immer am Boden rumkriechen um sie zu streicheln was für mich körperlich auch nicht so gut ist.
    Ich bin echt mit meiner Weisheit am Ende.. ich hab die zwei unendlich lieb. Aber ich schaff es einfach nicht… Ich hab noch nie von einer Katze gehört, die so fordernd ist wie sie… sonst hätte ich mir nie Katzen geholt, auch nicht zu zweit. Ich überleg regelmäßig, ob ich ihnen nicht ein neues Zuhause suchen soll. Bricht mir echt das Herz, weil sie für mich halt Familie sind. Und ich hab total Angst, dass mich meine Familie, Freunde usw. dann für herzlos halten würden…

    • Hallo du!
      Zuerst einmal möchte ich mich für deine Ehrlichkeit und deinen Mut bedanken! Es spricht nicht Jede*r so offen darüber, wenn Probleme da sind. Aus der Ferne kann man natürlich wenig dazu sagen, aber alles in allem hört es sich durchaus so an, als wäre deine Katze unterfordert und nicht zufrieden. Deinen Wunsch, ihr mehr bieten zu können verstehe ich absolut. Glaub mir, es geht vielen Menschen so! Dass du nicht so kannst, wie du gern möchtest und deine Katze es vielleicht braucht ist da natürlich ein Hindernis. Aber es ist so und du kannst daran nichts ändern und musst dich nicht schämen: für unsere Gesundheit können wir alle eben nichts.

      Dass auch deine Mitbewohner genervt sind, kann ich ehrlich gesagt gut verstehen. Es ist nicht ihr Tier und dennoch müssen sie darunter “leiden”. Das ist aber nicht dein Fehler! Schade ist, dass sie an Lösungsansätzen nicht mitarbeiten möchten – wobei auch das als Außenstehener nicht unverständlich ist. Mir scheint, als würdest du dir viele Gedanken machen und alles tun, was in deiner Macht steht, damit es deiner Katze gut geht. Ebenso scheint es aber auch, dass das nicht reicht, damit deine Katze wirklich aufblüht. Dafür kannst du nichts und ich kann mir gut vorstellen, dass dich das sehr hart trifft.

      Du sprichst von Abgabe der Tiere. Dein Herz und deine Angst, was Andere von dir denken können, scheinen dich davon abzuhalten. Ich verstehe absolut, dass du an deinen Tieren hängst. Das tun wir ja alle. Wir lieben unsere Tiere nunmal und eine Abgabe ist ein harter Einschnitt. Falls du dich dazu entscheidest, möchte ich dir eine andere Sichtweise aufzeigen: Du weißt, deinem Tier geht es nicht gut. Du weißt auch, dass du daran nicht viel ändern kannst. Du weißt aber auch, dass sie in einem anderen Zuhause vielleicht andere Möglichkeiten haben, ihre Bedürfnisse auszuleben. Die Tiere aus Liebe dorthin gehen zu lassen, wo besser auf ihre Bedürfnisse eingegangen werden, ist sicher nicht herzlos. Es ist ein schmerzhafter Schritt aus Liebe. Einer, der viel Mut und Selbstlosigkeit erfordert und deinen Tieren andere Chancen bietet, als du ihnen bieten kannst. Die Alternative ist es so weiter zu machen, obwohl du genau weißt, dass ihr alle nicht glücklich werdet.

      Platt gesagt: sch*iß auf das, was Andere denken! Es geht und das seelische Wohl deiner geliebten Tiere. Das muss und wird Jede*r verstehen. Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft, wie immer sie aussieht. Bitte macht dir keine Vorwürfe!

  6. Ich brauche Hilfe.. ich weiß nicht mehr was ich tun soll, ich habe meinen Kater (4 Monate) zu meinen Verwandten in ein großes Haus gegeben, die sich den ganzen Tag mit ihm beschäftigen können. Bei uns ist sein Platz auf 45 m^2 beschränkt gewesen. Wir dachten ihm fehlt der Platz. Auch die Tierärztin meinte er ist einfach überfordert mit seiner Energie und deshalb hat er uns auch am Abend dann angesprungen nach der Arbeit.
    Er ist vom Charakter auch so, dass er überall herumsprintet, am Teppichboden der Stiege kann er sich natürlich gut festhalten, aber es wird nun nach ein paar wenigen Tagen meinen Verwandten zuviel. Er fordert extrem viel und ist nur am Toben, am Tag schläft er viel (ich weiß das ist normal und auch dass man den Tagesrhythmus „trainieren“ könnte) und ab dem Abend, oder wenn ihm langweilig ist geht er ab.
    Ich würde ihn so gern nach Draußen lassen, aber das geht erst nach der Kastration und diese ist ja noch einige Monate weit weg. Auch eine zweite Katze als Spielpartner/in wäre vermutlich eine Lösung.
    Aber ich weiß nicht wer ihn nehmen könnte… was soll ich tun?

  7. Also, bei allem Respekt für Dein Verantwortungsbewusstsein, ist es langfristig nicht gesund für Dich und vermutlich auch nicht für die Katze, wenn Du Dich “jeden Tag ärgerst” und “hoffst, dass es bald ein Ende hat”. Das belastet doch nicht nur Dich, sondern das merkt auch das Tier und wird dadurch gestresst. Warum suchst Du dem Tierchen nicht ein schönes Zuhause? Es gibt genug Katzenliebhaber, die ein erwachsenes Tier aufnehmen würden. Dann ginge es Dir besser, und dem Tier vermutlich auch.

  8. Ich würde mittlerweile alles dafür tun, „unsere“ Katze wegzugeben zu können. Es handelt sich dabei um die Katze Ex meiner Partnerin, keiner wollte das Tier nach der Trennung haben. Das Tier war also vor mir da und ich, naiv wie ich damals war, dachte, dass ich mich vielleicht an das Leben mit eine Katze gewöhnen kann. (Bin selbst mit einem großen kuscheligen Hund aufgewachsen und hatte mit Katzen keine Erfahrung). Anfangs war auch alles gut, die Katze und ich kommen gut miteinander aus – aber das Zusammenleben empfinde ich als furchtbar. Überall in der Wohnung Katzenstreu, die Katze ist komplett weiß und hat borstige Haare, die sich in jeden Stoff reinbohren, ständig wird man nachts geweckt (oder auch morgens, bevor der Wecker klingelt und eine leichte Allergie scheine ich auch zu haben. Ich habe an dem Tier keine Freude und obwohl ich alles dafür tue, damit es der Katze gut geht, hoffe ich jeden Tag mehr, dass das alles bald ein Ende hat. (Das Tier ist aber erst 10, das heißt ich darf mich noch einige Jahre jeden Tag ärgern.) Vor zwei Monaten hat das Tier ein noch lebendiges Vögelchen vom Balkon reingebracht und vor unseren Augen totgebissen, seitdem ist es bei mir ganz aus.
    Ich habe oft ein schlechtes Gewissen, weil ich es einfach nicht mehr schaffe, die Katze wieder so zu mögen wie am Anfang, aber anscheinend bin ich einfach nur kein Katzenmensch. Tja. Muss ich wohl mit leben (nennt sich dann wohl Verantwortung, die Katze kann ja nichts dafür, dass sie meine Lebensqualität unbewusst beeinträchtigt) und nachts weiterhin von einer katzenfreien Zukunft träumen.

    • Huhu du!
      Zuerst einmal: Hut ab vor deiner Offenheit und Ehrlichkeit! Es erfordert Mut, so etwas auszusprechen. Und Respekt, dass du dennoch Verantwortung übernimmst und das Tier nicht darunter leiden lässt. So erwachsen verhalten sich leider nicht alle Menschen. In meinen Augen brauchst du hier keinerlei schlechtes Gewissen zu haben: so wenig wie das Tier kannst du für deine Abneigung. Liebe und Hingebung kann nicht aus Vernunft erzwungen werden. So ist das nun einmal. Nicht, wofür du dich schämen musst! Da du dich dennoch bemühst, dass es dem Tier gut geht, ist doch alles vollkommen in Ordnung.

      Tatsächlich sind die Dinge, die du ansprichst, ganz normale Dinge während der Katzenhaltung. Das ist dir scheinbar sehr bewusst. Aber trotzdem darf man das auch nicht-mögen. Nicht jeder ist ein Katzenmensch und kann mit diesen lästigen Dingen gerne umgehen. Um das in Relation zu setzen: viele “richtige” Katzenliebhaber nervt das auch. Es ist aber leichter auszuhalten, wenn man freiwillig und ganz bewusst zur Katze kam. Du bist da mehr oder weniger reingerutscht. .

      Es gibt viele Möglichkeiten, diese Störfaktoren abzustellen oder zumindest abzumildern: Streufangmatten vor den Klos, andere, schwere Streu oder vielleicht sogar ein Saugroboter gegen die fliegende Streu. Mehr Bürsten, andere Ernährung und/oder gute Haar-Entfernungsbürsten gegen fliegende Haare. Gegen das nächtliche Wecken gibt es auch viele Ansatzpunkte, je nachdem, warum die Katze das tut: Hunger, Langeweile, Nähebedürfnis usw.

      Gerne kannst du dich melden oder durch Blog und Infoseite lesen für Tipps. Denn diese Störfaktoren abzumildern führt vielleicht dazu, dass du und Katze sich besser fühlen. Und wenn es tatsächlich “nur” darum geht, das Tier in gute Hände zu vermitteln, darfst du dich auch gern melden oder bei umliegenden Tierschutzvereinen um Hilfe bitten: manchmal helfen sie auch gerne bei Vermittlung direkt aus dem alten zuhause heraus – ohne Umweg übers Tierheim.

      Alles Gute für euch!
      Liebe Grüße
      Miriam

    • Ist deine Katze eine reine Wohnungskatze oder bestünde die Möglichkeit das sie eine Freigängerin wird? Manchmal hilft sowas als Ausweg. Ich habe mal 2 Katzen geschenkt bekommen, ich kam mit der einen garnicht klar und ihre schwester hatte wegen der auch futterneid entwickelt musste sie aber schon beim Vorbesitzer gehabt haben, sie war richtig übergewichtig so ne garfield katze in weiß. Da ich im Erdgeschoss wohne hatte ich die möglichkeit sie raus zu lassen direkt unter meinem winterbalkon ist der briefkasten was wie ne stufe war. Also habe ich die 2 Impfenlassen und gegen Zecken gewapnet. Die Katze mit der ich nicht klar kam ist gerne raus gegangen sie kam jede Nacht zurück hat mit mir dann auch gekuschelt hat dann morgens gegessen und ist dann wieder auf die pirsch gegangen mein stress und ihr stress waren weg. Ihre schwester hat aufgehört zu schlingen und hat abgenommen sie wollte allerdings nie raus sie saß jedoch gern auf der fensterbank beim offenen fenster und genoß die sonne oder beobachtete den regen. Die freigängerin musste ich mit 14 Jahren einschläfern lassen, die die immer daheim geblieben ist mit 15 Jahren. Muss dazu sagen als die beiden 13 Jahre alt waren habe ich mir ein Hund angeschafft (ein Welpen) die Katzen haben sich zum glück super mit ihr vertragen, ich kann jetzt definitiv sagen so sehr ich meine Katzen mochte bin ich doch eher ein Hundemensch habe mir daher auch keine neuen Katzen angeschafft.

      Falls du die möglichkeit hast und der Katze genug vertraust vllt wäre das ein ausweg, durch das rausgehen hätte sich das mit dem Katzenstreu zum größten teil geklärt. Bis auf diese eine waren all meine Katzen die ich hatte Freigänger. Es gab dadurch einfach weniger Arbeit als mit einer reinen wohnungskatze. Falls du keinen finden solltest der die Katze nehmen möchte könnte das ein weg zur besserung sein.

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