Es gibt kein Katzenfutter mit nur 4% Fleischanteil! Einem weit verbreiteten Missverständnis auf der Spur

Immer wieder hört man die Aussage, dass bestimmte Katzenfuttersorten nur 4% Fleisch enthielten und darum nicht für die Ernährung einer Katze geeignet seien. Diese Aussage beruht jedoch auf Unwissen in Bezug auf die Vorgaben zur Katzenfutterdeklaration. Kein Futter enthält nur 4% Fleisch! Warum diese Angabe auf Futterverpackungen zu finden ist und was sie tatsächlich bedeutet, möchte ich hier einmal aufzeigen.

Gesetzgeber schreibt vor, wie Katzenfutter zu deklarieren ist

Der Gesetzgeber schreibt in seinem Leitfaden zur Kennzeichnung von Einzelfuttermitteln und Mischfuttermitteln vor, wie Katzenfutter deklariert werden muss. Punkt 4.2.2.1 c gibt klar vor:

Wird ein Einzelfuttermittel durch Wort, Bild oder Grafik besonders hervorgehoben, ist dafür der Gewichtsprozentsatz anzugeben.

Damit verpflichtet sich der Futterhersteller, das, womit er wirbt, auch anzugeben. Wird also eine bestimmte Tier- bzw. Fleischart auf der Verpackung ("Auslobung") notiert, muss sie auch in der Deklaration der Zusammensetzung auftauchen. Alle anderen Inhaltsstoffe, die nicht extra hervorgehoben werden, müssen also auch nicht angegeben werden. So kann ein weitaus höherer Anteil an Fleisch und tierischen Nebenerzeugnissen enthalten sein, als die Deklaration erahnen lässt.

Labeling codes gehen ins Detail

Deutlich mehr ins Detail geht die FEDIAF, ein Verband aus europäischen Futterherstellern. In einem ihrer freiwilligen Übereinkünfte wurde festgelegt, wie Katzenfutter deklariert werden sollte: das sind die sogenannten "Labeling codes"

Ab Seite 60 dieser "Labeling Codes" kann nachgelesen werden, was es mit diesen "ominösen Prozentangaben" auf sich hat. Hier eine (verkürzte) Zusammenfassung am Beispiel von Futter mit Huhn:

  • "Mit Huhn Geschmack": muss kein Huhn enthalten, geschmacksgebender Aromastoff ist anzugeben
  • "Aromatisiert mit Huhn": zwischen 0% und 4% Huhn
  • "Mit Huhn" / "Enthält Huhn": mindestens 4% Huhn, Huhn muss in der Deklaration notiert werden
  • "Reich an Huhn" / "Mit extra Huhn": mindestens 14% Huhn
  • "Huhn": mindestens 26% Huhn
  • "Huhn pur": neben Nährstoffzusätzen, Wasser/Brühe und erlaubten Zusätzen nur Huhn

Dass auf manchen Dosen also "(u. a.) 4% Huhn" aufgedruckt ist, heisst also nicht, dass nur 4% Hühnerfleisch enthalten wären. Es bedeutet lediglich, dass der Hersteller der Regelung folgt, das Huhn in der Deklaration anzugeben, weil er damit auf der Dose werben möchte. Stark vereinfacht könnte man die X%-Angabe also so "übersetzen":

Es ist zu mindestens X% Irgendwas von Tier Y drin

Wie viel und was ist nun wirklich drin?

In der Regel enthalten Nassfuttersorten etwa 60% Fleisch und Nebenerzeugnisse (Beispiel) – neben den Anteilen vom Tier, das angegeben ist, wird häufig Rind und Schwein verwendet (das übrigens in Fertigfutter auch bezüglich des Aujeszky-Virus vollkommen unbedenklich ist!).

Wichtig ist ebenfalls zu wissen, dass "Huhn" nicht auch "Hühnerfleisch" oder "Muskelfleisch vom Huhn" meint! Damit sind alle Erzeugnisse vom Huhn gemeint: Muskelfleisch, Innereien, Eintagsküken, Eierschalen, Federn, Köpfe usw.

Dabei müssen die verwendeten tierischen Nebenerzeugnisse nicht zwingend minderwertig sein. Werden sie jedoch nicht näher aufgeschlüsselt, liegt der Verdacht nahe, es könnten (geringe Mengen) weniger katzentaugliche Inhaltsstoffe enthalten sein: Speiseabfälle, Horn, Hufe etc. Ob dies tatsächlich so ist, kann letztlich nur der Hersteller beantworten. Die Laboranalysen der Stiftung Warentest aus den letzten Jahren konnten solch unappetitliche Inhaltsstoffe jedenfalls nicht nachweisen.



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Warum wird eine solche intransparente Deklaration genutzt?

Hersteller müssen angeben, was sie im Futter verarbeiten. Nutzen sie eine Deklaration, bei dem sie nur einen kleinen Teil der Bestandteile klar benennen, halten sie sich für den Rest eine größere Flexibilität offen. Sie können andere Tierarten einmischen, die nicht angegeben sind. Dies macht es möglich, die Zusammensetzung an die aktuelle Marktsituation anzupassen: Preis und Verfügbarkeit bestimmen mit, was letztlich in den Dosen landet. So kann der Preis auch für den Verbraucher niedriger gehalten werden.

Jede Charge kann so eine gänzlich andere Zusammensetzung enthalten – unter dem gleichen Ettikett.

Was ist das Problem an einer solchen Deklaration?

Dem Verbraucher ist es gänzlich unbekannt, welche Rohstoffe in welchen Mengen verarbeitet werden. Ob nur hochwertige tierische Nebenerzeugnisse oder auch eher wenig katzentaugliche eingesetzt werden. Dies führt nicht nur zu (teilweise unnötigen) Spekulationen. Es führt auch dazu, dass der Verbraucher keinerlei Kontrolle darüber hat, was genau er verfüttert.

Nicht nur für unverträgliche und allergische Tiere stellt dies ein Problem dar.

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6 Kommentare

  1. Ich halte trotzdem gar nichts von den ganzen 4% Futtern.Man weiß nie genau was drin ist und warum ist denn Supermarkt Futter so billig? Weniger Fleisch kostet ja auch weniger.Wenn es was gutes ist gibt es doch kein Grund es nicht drauf zuschreiben wie hochwertige es ja machen.Also wozu Geheimnisse? Wird schon ein Grund haben- eben nichts gutes drinnen.
    Bist du dir denn so sicher Miriam das die Nährstoffe usw.Wirklich da drin sind wie draufsteht? Ich nicht.
    Ich merke sofort wenn meine sowas fressen oft kein fester Stuhlgang mehr

    • Warum das Futter so billig ist, ist ja schon im Artikel erklärt: weil der Hersteller höchst flexibel sein kann beim Rohstoffeinkauf und eben nicht auf bestimmte Rohstoffe festgelegt ist. Der Gesetzgeber gibt vor, was im Futter verarbeitet werden darf, wenn man sich die Verordnungen anschaut, ist da nichts dabei, das “schlecht” oder schädlich wäre – auch, wenn natürlich einige Inhaltsstoffe weniger hochwertig sind als andere. Wenn man sich die Tests der Stiftung Warentest der letzten Jahre so anschaut, haben sie ja im Labor getestet, was in “Billigfuttern” enthalten ist. Entgegen der weit verbreiteten Gerüchte sind nicht einmal Horn, Borsten oder Haare enthalten.

      Und dass die Nährstoffe drin sind, die draufstehen, zeigen eben die Analysen der beauftragten Labore. Ein Hersteller denkt sich ja nicht einfach irgendwelche Zahlen aus und sie schreibt sie drauf: er lässt regelmäßig Stichproben im Labor testen. Es wäre enorm geschäftsschädigend, wenn dauerhaft nicht genügend Nährstoffe drin wären. So dumm ist kein Hersteller, dass er seinen Ruf und eventuell hohe Bußgelder riskiert, wo doch Nährstoffvormischungen leicht und preiswert zu beschaffen sind. Im Gegenteil kommt es häufig vor, dass Nährstoffmengen zugegeben werden, die (weit) über den Mindestempfehlungen liegen.

      Insgesamt macht es durchaus Sinn, skeptisch zu sein. Aber man sollte sich halt auch informieren und nicht einfach jedem Internetgerücht Glauben schenken. Leider gehen fast alle diese Gerüchte auf Unwissen zurück. Nicht nur aus dem Grund versuche ich hier aufzuklären 😉

      Was den nicht-festen Kot angeht: Nur wenige Bindemittel müssen offen auf der Verpackung angegeben werden. Sie alle wirken jedoch auf die Verdauung und gar manche sind dafür bekannt, dass sie Verdauungsprobleme auslösen. Es kann also durchaus gut sein, dass deine Katzen ein bestimmtes Bindemittel nicht so gut vertragen und du nicht weißt, dass es im Futter enthalten ist. Da liegen dann die Grenzen von Verordnungen und Deklarationsvorgaben 🙁

  2. Interessanter Artikel, muss ich schon sagen. Mein kleiner Streuner frisst eigentlich alles, doch das mit den 4% war mir neu. Das sollte ich wohl besser anpassen. Wie steht’s eigentlich mit online einkaufen? Irgendwelche Erfahrungen dazu gemacht, ob die Qualität darunter leidet? Da ich ja eh nicht prüfen kann, ob das für mich wichtige drin ist, bin ich ja völlig ungeschützt. Ich arbeite nämlich oft zu den Öffnungszeiten der Zoohandlung in meiner Nähe und komme deshalb nur schwer an gutes Futter ran ;-/
    Ich habe hier was gefunden, aber ich weiß nicht, ob ich online kaufen soll …

    • Hallo Christian,
      ich bestelle unser Katzenfutter fast nur online, denn in den ansässigen Fach-Tiermärkten gibt es meist ausschließlich weniger hochwertiges Futter (erst recht im Supermarkt). Wenn man wirklich gutes Futter möchte, ist man eigentlich gezwungen, online zu bestellen.

      Natürlich gibt es auch da immense Qualitätsunterschiede: schlechtes Futter gibt es auch online. Du kannst aber auch dort die Zusammensetzungen des Futters vor der Bestellung prüfen, die Deklarationen sind im überwiegenden Teil der Fälle in den Shops angegeben. Du bist also keinesfalls “ungeschützt” 😉

      Wenn du dir den Shop, den du verlinkt hast, genauer anschaust, wirst du auch sehen, dass du dort die Deklarationen zu den einzelnen Futtersorten nachlesen kannst. Der verlinkte Shop ist an sich sehr gut. An Nassfutter gibt es dort hochwertige Marken, mit denen du nicht viel falsch machen kannst.

      Ich kann dir nur empfehlen, einen Online-Kauf zu versuchen. Der verlinkte Shop ist gut und zuverlässig und hat gute Marken im Sortiment. Man bekommt es bequem geliefert und muss nicht schleppen. Dadurch, dass alle wichtigen Infos in den Artikelbeschreibungen angegeben sind, kann man sich genau das Futter aussuchen, das die gewünschte Qualität hat. Falls du weitere Fragen hast, meld dich einfach noch einmal.

      Liebe Grüße
      Miriam

      • Guter Artikel. Wusste ich nicht und bin auch sehr streng wenn’s darum geht. Für ab und zu kann man da jetzt vllt Mal eine Ausnahme machen aber ich denk mir wenn der Hersteller sich nur an die Mindest Deklaration hält hat wohl schon was zu verbergen sonst könnte er auch drauf schreiben was und wieviel da jetzt genau drin ist um Spekulationen vorzubeugen
        Liebe Grüße

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