Sind Verpackungschips aus Mais für meine Katze gefährlich?

Wir alle kennen das: Katzen und Kartons ergeben oft eine große Liebesgeschichte. Doch nicht nur reinsetzen und daran herumknabbern scheint große Freude zu bereiten – auch das "Innenleben" muss genauestens inspiziert werden. Luftpolsterfolie, Pappstreifen und Verpackungschips sollen die eingepackte Ware schützen. Neben den herkömmlichen Chips auf Grundlage von Erdöl/-gas sind Verpackungschips aus Pflanzenstärke immer weiter verbreitet. Ihre Rohstoffe, Herstellung und Entsorgung gelten in der Regel als recht umweltfreundlich und unbedenklich. Doch was, wenn die Katze sich solche Chips einverleibt? Wie erkenne ich als Halter überhaupt jene Chips aus Pflanzenstärke? Um dieses Thema soll es im heutigen Rechercheartikel gehen.

Mein Dank geht an unsere liebe Stammleserin Sybille für die Idee zu diesem Artikel!

Verpackungschips aus Stärke: Rohstoffe und Eigenschaften

Verpackungschips aus Pflanzenstärke werden aus Mais-, Weizen- oder Kartoffelstärke hergestellt, wobei Maisstärke am häufigsten verwendet wird[1]. Neben Maisstärke und Wasser bestehen sie zu etwa 90% aus Luft[1,2]. Weiterhin werden verschiedene Hilfsstoffe bei der Produktion eingesetzt. Dies kann zum Beispiel Polyvinylalkohol sein – ein synthetisch hergestellter, wasserlöslicher Kunststoff, der in der EU als Überzugsmittel auch in Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln zugelassen ist (z.B. in PET-Flaschen, bei Wurst-Kunstdärmen, bei Tabletten oder Kapseln[1,3,4,5]). Auch bei Entwurmungstabletten für Hund und Katze wird dieser Stoff manchmal als Überzugsmittel eingesetzt[6,7,8]. Bei Chips aus Maisstärke kann jedoch teilweise stattdessen Maisgrieß statt Polyvinylalkohol als Hilfsstoff verarbeitet werden[1].

Verpackungschips aus Pflanzenstärke sind kompostierbar, können zur Biogasnutzung verwendet werden und sollen nicht giftig sein [1,2].

Wie erkenne ich Verpackungschips aus Pflanzenstärke?

Form und Farbe von Verpackungschips sind leider keine zuverlässigen Unterscheidungskriterien. Im Gegensatz zu Chips aus fossilen Rohstoffen, lösen sich Verpackungschips aus Pflanzenstärke bei Kontakt mit Flüssigkeit auf. Bei unserem Test (siehe Foto oben) blieb nach etwa 30 Sekunden nur noch Maisschleim übrig, den man zwischen den Fingern zerreiben konnte. Werden Chips aus Polystyrol mit dem Feuerzeug angeflammt, schmelzen sie in sich zusammen und geben einen deutlichen "Plastik-Geruch" ab. Verpackungschips aus Pflanzenstärke kokeln eher und riechen dabei beispielsweise nach Popcorn 😉 Vom Geschmack her ähneln sie Reiswaffeln 😉

Simulation: Was geschieht im Magen?

Blau gefärbter Maisschleim
Blau gefärbter Maisschleim

Der Magensaft soll die aufgenommene und bereits zerkleinerte Nahrung zur Verdauung vorbereiten. Er besteht u. A. aus Wasser, Salzsäure und Verdauungsenzymen und ist sehr sauer. Beim Allesfresser Mensch liegt der PH-Wert des Magensaftes in der Regel bei etwa 1 (leerer Magen) bis 4,5 (voller Magen). Beim Fleischfresser Katze beträgt der PH-Wert etwa 1,5-2[9,10].

Verpackungschips aus Pflanzenstärke lösen sich bei Kontakt mit Flüssigkeit auf. Das ist recht einfach zu erkennen. Ich habe mir die Frage gestellt, ob sie sich in sehr sauer Flüssigkeit – z.B. im Magen – anders verhalten. Um das zu simulieren, habe ich ein Schüsselchen mit einer Flüssigkeit gefüllt, die einen ähnlich sauren PH aufweist wie der Magensaft der Katze (Essigessenz, PH-Wert 2[11]).

Darin habe ich zwei Chips eingelegt und geschaut, was passiert. Um genauer erkennen zu können, wie sich die Chips auflösen und in der Flüssigkeit verteilen, habe ich die Flüssigkeit mit Lebensmittelfarbe eingefärbt. Natürlich besteht der Magensaft noch aus weit mehr als nur saurer Flüssigkeit, aber eine Enzymlösung zur Simulation der Verdauungsenzyme hatte ich leider spontan nicht zur Hand 😉 Daher kann dieses Experiment nur als eine Annäherung an die tatsächlichen Verhältnisse im Magen dienen.

Bei diesem Experiment hat sich gezeigt, dass sich die Maischips ebenfalls komplett in Maisschleim auflösen, allerdings weitaus schneller als bei Kontakt mit bloßem Wasser. Um aus den Chips Maisschleim werden zu lassen, waren bei uns nur etwa 10 Sekunden nötig. Werden die Chips dabei bewegt (auch der Magen bewegt sich beim Verdauen) lösen sie sich noch schneller auf.


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Fazit

Für die Verpackungschips aus Pflanzenstärke werden Rohstoffe verwendet, die ungiftig für die Katze sind. Größtenteils bestehen sie aus Luft und Stärke. Letzteres ist in großen Mengen auch in handelsüblichem Trockenfutter und getreidehaltigen Leckerchen zu finden. Auch eventuell eingesetzte Hilfsstoffe finden Verwendung in/an Lebensmitteln, Nahrungsergänzungsmitteln und Tierarzneimitteln. Die Chips lösen sich bei Kontakt mit Wasser und auch in saurer Flüssigkeit auf und hinterlassen nur eine kleine Menge dünnflüssigen Stärkeschleim. Somit können bei Verzehr solcher Verpackungschips Vergiftungen oder mechanische Beeinträchtigung des Magen-Darm-Traktes wohl weitgehend ausgeschlossen werden.

Die meisten Katzen werden die Chips ohnehin nur anknabbern oder einzelne Chips fressen. Das sollte komplett unbedenklich sein, solange die Katze keine Unverträglichkeit oder Allergie gegen Mais/Weizen/Kartoffeln hat. Bei Fressen größerer Mengen solcher Chips oder ähnlicher nicht zum Verzehr gedachter Objekte kann – wie immer – eine Esstörung (z.B PICA) vorliegen.







Quellenangaben

[1] "Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen: Vergleichende Ökobilanz für Loose-fill-Packmittel aus Stärke bzw. Polystyrol": www.ihr-umweltpartner.de (.pdf-Download)
[2] "Datenblatt: Pelaspan Bio": europack.as (.pdf-Download)
[3] "Polyvinylalkohol": www.chemie.de
[4] "Polyvinylalkohol, Ethanol-Homopolymer, E 1203, PVAL, PVOH, PVA": www.lebensmittellexikon.de
[5] "XLIV. Kunstdärme": bfr.ble.de (.pdf-Download)
[6] "Milaxyn 230/20 Mg, Aromatisierte Filmtabletten Für Katzen ": imedikament.de
[7] "Cazitel 230/20 Mg Aromatisierte Filmtabletten Für Katzen ": imedikament.de
[8] "Benadog Flavour 20 Mg Filmtabletten Für Hunde ": imedikament.de
[9] "Wie sauer ist der Magen eigentlich bei einer CNE?": https://vetline.de
[10] "Krankheiten der Katze", Schmidt/Horzinek, 5. Auflage 2015
[11] "Säurelexikon pH-Wert": www.nugi-zentrum.de (.pdf-Download)

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10 Kommentare

  1. Ciao Miriam,
    Ich habe diese Chips bei einer Bestellung als Füllmateriam bekommen. Als ich das Paket aufmachte, riechte sooo gut und ich habe nicht widerstehen können. Ich habe eine Handvoll davon gegessen und sie haben echt gut geschmeckt. Nun bin ich sehr froh zu erfahren dass diese Chips nicht Gesundheitsschädlich sind und ich freue mich schon auf die nächste Bestellung (-:

  2. Habe mal aus genau diesem Verpackungsmaterial ein Haus für meine gebastelt. Nach einer Nacht war es durch Katzen kaputtgespielt und ich konnte es problemlos im Klo runterspülen (Tonne draußen war voll da Müllabfuhr gestreikt hat)

  3. Guten Abend chère Madame chercheur de l’année,

    Danke für den wie immer tollen Newsletter unter größtem körperlichen Einsatz: Verpackungschips, die wie Reiswaffeln schmecken!
    An Gelatine-Kapseln habe ich noch nie gedacht. Haben sie eine besondere Bezeichnung und ein MHD?

    Viele liebe Grüße an Euch alle, diesmal besonders an die tapfere Tiffy.

    S. aus B.

    • Huhu Sybille! 😀
      Die Dinger nennen sich "Leerkapseln", die gibt es mit und ohne Geschmack (z.B. Hähnchengeschmack). Laut Simone – Betreiberin von Lillys Bar – sollen sie 2-3 Jahre haltbar sein. Ich habe unsere hierher.

      Liebe Grüße
      Miriam

      • Nö, da ist meine glücklicherweise sehr pflegeleicht. Supermarkt, Barf-Shop vor Ort, Onlineshop, bisher wurde alles gefressen, ich habe keine Vorlieben oder Bähs erkennen können.
        Die Kleene hat sowieso genug andere Baustellen, da brauche ich keine Mäkelei bei Fleischlieferanten.

  4. Hallo Miriam,
    das ist ein äußerst hilfreiches Thema, ich habe schon länger überlegt, ob ich mich trauen kann, meiner Kleinen die Chips zum Spielen zu überlassen. Ich war unsicher, ob sie sie anknabbern und sich vergiften würde.
    Dass es die Chips auch aus natürlichen Stoffen gibt, ist bisher komplett an mir vorbeigegangen.
    Ab heute wird dann jeweils ein Probechip getestet, ob er sich auflöst.
    Gemischt wird das Verpackungsmaterial dann hoffentlich nicht.
    Viele Grüße, auch an die Katzis
    Nicole.G

    • Huhu Nicole!
      Du sprichst es an: die Vermischung der Verpackungschips wäre natürlich ein Problem. Da die Chips aus Mais jedoch in der Regel nach einmaligen Gebrauch entsorgt werden (müssen) und die Unternehmen beim Verpacken wohl auch eher nur auf eine Sorte von Chips setzen, sehe ich die Wahrscheinlichkeit als gering an. Bei uns zuhaus müssen sie dann natürlich auch getrennt bleiben 😉

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