Muffin: kleine, wankende Schritte in Richtung Besserung?

Ihr Lieben! Wie vorgestern berichtet, reißt unsere Pechsträhne nicht ab. Jetzt, wo Janis Geschichte langsam wieder Zeit zum Durchatmen gelassen hätte (dazu folgt ein separater Bericht), verlagert sich die Baustelle auf Muffin. Nach seinem Sturz zeigte er ein paar Tage später Humpeln, ein paar Tage später kam Torkeln und ein sehr unsicherer Gang hinzu. Abtasten, Röntgen und Blutbild ergaben keine Befunde: da ist alles oki. Das Rätselraten um eine Diagnose geht weiter. Im Raum standen Medikamentenunverträglichkeit, eingeklemmter Nerv oder Bandscheibenprobleme. Oder aber auch eine Kombination.

Das eingesetzte Schmerzmittel hatte ich zur Sicherheit bereits Sonntag Abend abgesetzt und gebe nun seit ein paar Tagen Traumeel. Der Allgemeinzustand ist weiterhin unverändert positiv, darüber kann – und will – ich mich keineswegs beklagen. Da ich unglaublich viele liebe und besorgte Nachrichten erhalten habe, war klar, dass ich auch Muffins Geschichte weiterhin mit euch teilen möchte. Ich hab ja nun – dank Janis Krankheitsverlauf – schon Übung darin 😀

Die Tierphysiotherapeutin war da

Mittwoch war "unsere" Tierphysio Lara da. Da sie als liebe Freundin sowieso schon ein paar Mal zu Besuch war, kannte Muffin sie auch schon und seine Skepsis war nicht ganz so groß 😉 Sie hat Muffin genau angeschaut, abgetastet und die Wirbelsäule durchgestreckt. Wir haben die Röntgenbilder, die Blutergebnisse und Muffins Krankenverlauf durchgesprochen. Ihre Vermutungen gingen in so ziemlich die gleiche Richtung wie meine und die der Klinikärztin, die Muffin untersucht hat. Zusätzlich brachte Lara noch das Vestibulärsyndrom ins Gespräch. Das hatten die Ärztin und ich zunächst aus verschiedenen Gründen verworfen. Im Grunde aber passt es gut zu Muffins Symptomen. Dass ein Nerv ganz kaputt ist oder die Schädigung fortschreitet, sei nach meinen Schilderungen und ihren Beobachtungen eher unwahrscheinlich.

Lara machte mir Mut, dass ihrer Einschätzung nach das Ganze höchstwahrscheinlich etwas ist, was langfristig wieder heilen würde. Dass ich mich aber vermutlich auf eine lange Genesungszeit einstellen müsse und nur kleine Verbesserungsschritte sehen würde. Denn sowohl ein leicht gereizter oder eingeklemmter Nerv als auch das Vestibulärsyndrom heilen langsam. Und man kann bei beidem nur bedingt unterstützen. Im Grunde, so sagte sie mir, würde ich bereits mit dem, was ich tue, seine Heilung schon unterstützen: ab und zu zur Bewegung motivieren, Unterstützung anbieten, wo sie erforderlich ist, die Umgebung absichern und B-Vitamine zufüttern. Den Tipp, statt normale Bierhefetabletten – Muffin liebt sie 😉 – lieber spezielle B12-Tabletten zu geben, habe ich am Abend direkt umgesetzt. Auch, wenn ich von Lara nie erwartet habe, dass sie uns eine 100%ige Diagnose ausstellen oder Garantien geben können würde, hat mich ihr geschulter Blick und ihre Einschätzung doch sehr beruhigt!

Laras nächste Idee wäre eine Akupunktur, um Nervenprobleme zu lösen und die Regeneration zu unterstützen. Das geht sowohl mit den klassischen Nadeln, als auch mit einem speziellen Laser.

Wie geht es Muffin jetzt?

Im Grunde kann ich zusammenfassend sagen, dass sich nicht viel verändert hat. Muffin torkelt immer noch, er kann immer noch schwer das Gleichgewicht halten und plumpst auch schonmal um. Es sieht verdammt bemitleidenswert und ernst aus. Aber – und das ist mir das Wichtigste und das, wovor ich am meisten Angst hatte – es hat sich nichts verschlimmert. Im Gegenteil: ich kann von Tag zu Tag minimalste Verbesserungen sehen. Wir machen keine großen Schritte, aber wir machen Kleine. Wir lernen jeden Tag dazu und spielen uns als Team langsam ein. Mehr erwarte ich momentan nicht und mehr mag ich auch nicht hoffen. Wobei das ehrlich gesagt auch schon mehr ist, als ich vor ein paar Tagen gehofft hatte.

Ich animiere ihn manchmal zum Laufen, helfe ihm beim Fressen und Springen, wenn das nötig ist. Ehrlich gesagt ist das aber nicht oft nötig. Denn Muffin kann zwar nicht alles, aber er will es und setzt es dann auch durch. Es dauert, es ist wackelig und er kippt zwischendrin auch manchmal um – aber die wichtigsten Dinge klappen von allein. Um Muffin das Ganze einfacher zu machen, habe ich Kissen, weitere Läufer und Decken ausgelegt. So kann er sich besser halten und verletzt sich nicht, wenn er doch mal plumpst. Sein Fressnapf steht nun erhöht, sein Kuschelkörbchen direkt neben dem Sofa. Die Katzenklos habe ich einfacher zugänglich gemacht, ihre Randschienen abgenommen auch auch Teppiche untergelegt. Es sieht hier insgesamt wohl wie ein unordentliches, aber kindersicheres Kloparadies aus 😀 Aber das ist mir momentan egal. Problematisch ist, dass Muffin sehr empfindlich ist, was sein Klo angeht: er verweigert jede Hilfe und "kneift", wenn man helfen will. Also muss der kleine Sturkopf da allein durch. Und es klappt auch.

Durch diese Situation werden er und ich noch weiter zusammengeschweißt – wer weiss, wozu das gut ist. Auch, wenn er bereits 7 Jahre bei mir lebt, habe ich in den letzten Tagen noch einiges über ihn lernen dürfen. Ich kannte ihn als wehleidiges "Muttersöhnchen". Jetzt hat er sich zu einem sturen Kämpfer entwickelt, der seine Grenzen klar zeigt und nicht jammert, sondern durchzieht.

Dass er ungeliebte Tabletten ohne zu Murren von selbst frisst und ich auch flüssige Medikamente ohne Probleme in ihn hinein bekomme, ist eine weitere Lektion, die ich über meine Wuchtbrumme gelernt habe. Er genießt Streicheleinheiten, schnurrt auch wieder aus vollem Herzen, tretelt und hat ordentlich Kraft in allen vier Gliedmaßen. Kratzen und Zwicken klappt auch vorbildlich 😉 Spielen im Liegen geht sowieso – ebenso wie Janis in den Hintern beißen, wenn sie keinen Platz macht 😀

Ich merke seit gestern Abend, dass seine Frustration über seinen Zustand zunimmt und es langsam auch körperlich anstrengend wird. Er schläft wie ein Stein, schnarcht wie ein Seemann und braucht zwischendurch immer mal wieder Ruhe. Mit einer kleinen "Schwester", die ihn immer mal wieder verzweifelt zum spielen provozieren will, ist das manchmal nicht ganz einfach 😉 Außerdem frisst er gierig und hat unbändigen Appetit.

Ein weiterer Klinikbesuch

Es war beim zweiten Klinikbesuch geplant, dass sich heute entscheidet, wie die weitere Vorgehensweise ist. Die Ärztin sagte mir, so lange Muffin frisst, trinkt, Urin und Kot absetzt, können wir uns erlauben, über weitere Behandlungen und Diagnostik nachzudenken. Da dies der Fall ist, war ich also heute wieder in der Klinik. Diesmal allerdings ohne Muffin. Ich habe meinen Frage- und Ideenzettel mitgenommen und wir haben eine halbe Stunde lang intensiv beratschlagt.

Letztlich haben wir uns für eine Palette aus Medikamenten entschieden, die Muffin das Leben erleichtern und seine Heilung unterstützen sollen: Mittel gegen Übelkeit, Schwindel, zur Unterstützung der Nervenregeneration, für den Bewegungapparat und ein Präparat, um die Durchblutung zu fördern. Wir haben uns zunächst gegen Kortison entschieden. So arbeiten wir nicht nur gegen die akuten Symptome, sondern sorgen auch dafür, dass alles besser abheilt. Egal, ob es nun eine "Nervensache", das Vestibulärsyndrom oder eine Medikamentenunverträglichkeit ist: wir haben alles abgedeckt. Und zwar so, dass wir nichts verschlimmern oder unnötige Nebenwirkungen provozieren.

Mir wurde auch angeboten, dass ich angelernt werde, wie man die verordneten Homöopathika selbst spritzen kann. Für den Fall, dass sein Allgemeinzustand zwar gut ist, aber er sich allzu sehr weigert, die Flüssigkeit selbst einzunehmen. Außerdem könne eine Akupunktur – sofern Lara sie fur nötig erachtet und es bei uns zuhaus nicht klappt – auch in der Klinik durchgeführt werden.

Ich als "Helikopter-Mutti"

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass es für mich ungeheuer schwer ist, jetzt abzuwarten und quasi "nichts" tun zu können. Ich könnte jetzt natürlich x verschiedene Diagnosemöglichkeiten fahren, zig verschiedene Tests und tausend verschiedene Alternativen durchdenken. Aber Keiner kann hier Gewissheit geben, ob dies alles irgendetwas bringen würde. Ob wir überhaupt klare Ergebnisse bekämen. Denn nicht alle Diagnosemöglichkeiten und Tests geben eine Garantie, dass sie eine Diagnose liefern oder ausschließen können. Hätte ich keine Ärztin und Tierphysio gehabt, denen ich vertraue, mit denen ich alles durchsprechen und abwägen hätte können, hätte ich Muffin vermutlich noch zu weiteren Untersuchungen geschleppt. Ich bin aber nach all den Gesprächen und meiner eigenen Recherche auch selbst sicher überzeugt, dass in diesem speziellen Fall hier "Abwarten" der Weg ist, der richtig für uns ist.

Ihr wisst, dass ich grundsätzlich erst einmal alles hinterfrage und mich nicht so leicht "geschlagen" gebe, aber alles, was ich in den letzten Tagen gehört und diskutiert habe, gibt mir in dieser Entscheidung Sicherheit. Natürlich kann es sein, dass ""Abwarten" momentan genau das Falsche ist, aber wissen kann es Keiner. Daher verlasse ich mich auf das Wissen, die Erfahrung und die Beobachtung von Fachkräften, die mein Tier und seinen Zustand mit eigenen Augen sehen konnten. Und das schreibe ich nicht resigniert, sondern überzeugt. Und ihr wisst selbst, dass ich nicht schnell zu überzeugen bin 😀

Ich kann gut damit leben, wenn die Heilung lang dauert. Es wäre mir auch ziemlich egal, wenn Muffin langfristig kleine Defizite zurückbehält. Auch damit könnte ich leben. Für mich ist momentan nur wichtig, dass es keine dramatischen Rückschritte gibt. Dass die Fortschritte vielleicht klein sind und in größeren Abständen kommen, ist oki für mich.

Ich muss lernen, dass "Heilung" Zeit, Geduld und auch mal "in Ruhe lassen" bedeutet. In den Tagen, wo ich vor allem Angst hatte, dass sich etwas verschlimmert und ich noch keine Röntgenbilder und Bluttests vor Augen hatte, war das kaum auszuhalten. Heute, wo ich überzeugt bin, dass hier alles entscheidend mit "Zeit lassen" zusammenhängt, löst sich mein Knoten im Bauch langsam.

Ich weiss nun, was ich tun kann, um ihm zu helfen, habe mir Gewissheit geholt, was ich selbst entscheiden kann und in welchem Rahmen. Das macht mich sicherer. Dass ich mehrere kompetente Ansprechpartner habe, die ich (fast) jederzeit erreichen kann, lässt mich zusätzlich ein wenig gelassener werden. Das muss jetzt nur noch im Herzen ankommen – denn ja: natürlich habe ich Angst… Angst um Muffin… Angst, dass ich etwas falsch mache… Angst, dass ich mal nicht weiter weiß.

Aber dennoch darf ich es auch nicht übertreiben: Muffin zeigt mir teilweise, dass ihm mein Getüddel ordentlich auf den Zeiger geht – son Kratzer bringt Lerneffekt 😉

Wie gehts jetzt weiter?

Ich habe nun Medikamente für die nächsten 10 Tage. In dieser Zeit sollte die Besserung voranschreiten. Sollte sich Besserung zeigen, werden wir diesen Weg wohl weitergehen und Muffin Zeit zur Genesung lassen. Zeigt sich keine Verbesserung, haben wir sowohl für die Diagnostik, als auch die Behandlung Alternativen besprochen. Die wir aber hoffentlich nicht brauchen werden 😉

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7 Kommentare

  1. OK, jetzt habe ich verstanden, wann die intensive Zeit bei Euch stattgefunden hat … Im Endeffekt ist es gut, dass Ihr eigentlich auf der falschen Fährte gewesen seid und Muffin statt weiterer Diagnostik einfach nur Linderung, Liebe und Geduld in seinen letzten Tagen zu spüren bekam.

    Eigentlich war es bei unserer Maus ähnlich, denn der kurze Boxenstopp aus Antibiotikum, Kortison und Vitamin B12 mindestens 2x die Woche führte zumindest wieder zu etwas mehr Appetit und etwas Wohlbefinden. So konnte sie noch ein paar sonnig-warme Frühlingstage genießen. Hätten wir ein paar Tage früher gewusst, dass es mit ihr zuende geht, hätten wir ihr zuliebe die Tierarzttermine wohl schon früher eingestellt. Und dann hätte sie wahrscheinlich auch schon früher nicht mehr gefressen …
    Ich bin unserem Tierarzt wirklich dankbar, dass er uns im Januar nur eine Blutuntersuchung nahelegte, und ihr das Röntgen bzw. Ultraschall und andere Diagnostik ersparte. Allerdings war sie ja auch schon 15 Jahre alt. Bei Muffin war ja wohl wirklich nicht damit zu rechnen was sich in seinem Körper entwickelte …
    Liebe Grüße
    Silke

  2. Liebe Miriam, es ist wirklich eine rätzelhafte Geschichte! Ich hoffe wirklich dass bald eine Erklärung raus kommt. Toi toi toi.
    Ich bleibe am Ball.
    Paola

  3. Liebe Miriam, ach Mensch, haltet durch. Konntest du beobachten, ob es eine bevorzugte Seite gibt, zu der Muffin umplumst?? Wenn ja, könnte das für das Vestibulärsyndrom sprechen, dann wäre diese Seite, die Betroffene (also das eingeschränkte Vestibulärorgan). Hast du einen Tier-Osteopathen? Deine Tier-Physio scheint auch sehr fit zu sein. Gute Besserung und ganz viele positive Gedanken senden wir euch!

  4. Liebe Miriam,
    ich wünsche dem Muffin alles Gute!
    Mit meinem Butzi bin ich auch regelmäßig zur Akupunktur, meine AKupunktur-Ärztin hatte auch mal einen ähnlichen Fall wie Muffin. EIn Kater der plötzlich nur noch torkelte und iwann gar nicht mehr lief und nur liegen konnte. Bei ihm hat die klassische Behandlung mit Nadeln sehr gut angeschlagen und er konnte nach der 3. Behandlung wieder laufen!

  5. Liebe Miriam, danke für deine ausführlichen und ehrlichen Berichte – daraus kann man auch viel lernen – du hast es geschafft (und das ist gar nicht so leicht!), dass sich eure Tierärzte viel Zeit nehmen, Behandlung, Alternativen, usw. besprechen. Ich freue mich sehr für euch, dass es deinem Kater langsam besser geht! Als unsere Katze vor Jahren Schmerzen im hinteren Rücken hatte, gab es Schmerzmittel, Punkt. Wir waren zu naiv, um nach Röntgen und anderen Untersuchungen zu fragen. Unsere Katze hatte damals auch lange Zeit sehr starke Gleichgewichtsstörungen – ob wegen des Schmerzmittels oder aus anderem Grund, wurde nie bekannt. Wir hier in Wien drücken die Daumen – und 16 Pfoten – für euch, dass alles gut ausgeht! Liebe Grüße! Sonja

    • Danke Sonja für deine lieben Worte! Ich bin verdammt froh, dass die Ärztin so ist. Sonst hätte ich vermutlich jetzt noch viel mehr Angst und wüsste nicht weiter. Ich persönlich glaube, dass es nichts mit "naiv" zu tun hat, dass ihr nicht gefragt habt. Man ist in solchen Situationen immer irgendwo ratlos und verlässt sich auf das, was der Doc sagt. Egal, was man selbst weiss – oder nicht – solche Dinge sind Ausnahmesituationen, da setzt das eigene Hirn eben manchmal aus und die Angst und Unsicherheit übernimmt.

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