Wie machst du das? – Clickern mit mehreren Katzen

In letzter Zeit werde ich oft gefragt, wie ich mit meinen drei Katzen clickere – ob ich mit allen zusammen oder getrennt trainiere und wie ich es geschafft habe, dass dabei kein heilloses Chaos entsteht 😉 Im heutigen Artikel möchte ich ein wenig dazu schreiben. Ich habe zunächst mit allen drei Katzen einzeln die Konditionierung auf den Clicker geübt und schon dabei immer wieder die jeweilige Katze mit ihrem Namen angesprochen. Meine Katzen sind es gewohnt, auch im Alltag ständig mit ihrem Namen angesprochen zu werden. Das erleichtert das parallele Trainieren mit mehreren Katzen.

Ideal ist es auch, wenn man die Katzen einzeln bereits so weit an das Training gewöhnt, dass sie nicht mehr gieren und sich Zeiten aussucht, in denen sie nicht schläfrig oder extrem hungrig sind. Natürlich kann man auch zur Konditionierung alle Katzen zusammen lassen, jedoch ist das oft schwieriger, weil die Konzentration noch nicht so da ist und sich Frust schneller einstellt, wenn man abgelenkt ist oder ständig gestört wird.

Ich habe ebenso geübt, dass die Katzen warten, bis sie angesprochen werden und auch nur dann ihre Tricks zeigen. Natürlich kommt es immer noch vor, dass ein "Schlaumeier" einen Trick vollführt, obwohl er nicht angesprochen wurde 😉 Das wird dann allerdings ignoriert. Ebenso wenig gehe ich auf Herumturnen oder Quengeln ein – ich schalte auf stur, bis sich alle Katzen beruhigt haben bzw. mache nur mit denen weiter, die ruhig sind. Hier wird keiner gezwungen mitzumachen: wer keinen Bock hat oder gehen will, darf und soll das tun.

Clickern mit zwei Katzen
Muffin wartet geduldig, bis Janis fertig ist 😉

Es ist dabei nicht unbedingt wichtig, dass alle Katzen auf dem gleichen Lernlevel sind oder gleich schnell begreifen: bei meinen Katzen ist es so, dass Muffin sehr schnell begreift und besonders Kasi sich die Tricks bei ihm abschaut. Wenn man Katzen hat, die schnell ungeduldig werden, sollte man zwischen den Tricks nicht zu viel Zeit vergehen lassen. Manchmal hilft es auch, die Leckerchen zu werfen, statt sie zu geben – dann ist die jeweilige Katze erst einmal beschäftigt und man kann in Ruhe mit einer Anderen weiter machen. Man sollte zwischen den Katzen abwechseln und kann mit jeder einzelnen Katze den Trick üben, den sie noch lernen muss.

Wenn es bei uns ans Clickern geht, sammle ich etwa 30 Leckerchen – für jede Katze 10 – und rassle mit einem Plastik-Ei (gefüllt mit trockenem Reis). Dann wissen alle Katzen, dass "Clickerzeit" ist. Jeder, der möchte, begleitet mich dann in die Diele. Dort setze ich mich auf den Teppich und verstecke die Leckerchen zwischen meinen verschränkten Beinen: ich sitze dabei im Schneidersitz. Dann werden abwechselnd alle Katzen angesprochen und es wird ein Kommando gegeben. Macht die angesprochene Katze das, was gewollt ist, bekommt sie ein Leckerchen und ich mache mit der nächsten Katze weiter.

Üben wir neue Tricks, so lasse ich die Katzen erst einmal ausprobieren, was sie mit dem jeweiligen Gegenstand oder mit dem Handzeichen anfangen können. Die Katze, die zuerst "begreift", wird angesprochen und belohnt. Die anderen Beiden können dann schon sehen, was in etwa verlangt wird und begreifen dann schneller. Auch sie werden dann für ihren Erfolg belohnt. Zwischendurch frischen wir dann Tricks auf, die bereits erlernt wurden.

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Veränderungen im Katzengefüge = Veränderungen bei den Clickersessions

Ein paar Monate, nachdem ich diesen Artikel veröffentlicht hatte, ist Kater Kasimir leider verstorben. Katze Janis kam etwa einen Monat danach zu uns. Sie war damals erst 6 Monate alt und kannte das Clickern noch nicht. Sie war/ist aber neugierig und furchtbar lernwillig. Außerdem auch ein großer Fan von Leckerchen 😀 Die perfekten Voraussetzungen für das Clickertraining also. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich regelmäßig und verstärkt mit meinen Katzen trainiert. Zudem habe ich auch regelmäßig Clickerworkshops im Tierheim besucht und mich mit Jasmin (Katzenverhaltensberaterin, sie leitet diese Workshops) ausgetauscht. Später haben Jasmin und ich durch das Schreiben unseres Clickerbuchs noch weitere Gedankengänge dazu ausgearbeitet.

Ich hatte also allerhand verschiedene Erfahrung im Clickertraining gesammelt und Dutzende verschiedene Vorgehensweisen/Lösungsstrategien im Kopf. Die Gelassenheit, die Erfahrung haben mir "Mut" gegeben, bei Janis "Einführung" ins Clickertraining anders vorgehen als bei meinen anderen Katzen. So habe ich ihre Konditionierung auf den Clicker quasi "nebenbei" während der normalen Trainingssessions der anderen beiden Katzen gemacht.

Sie konnte dadurch sehen, dass auch die anderen Katzen mitmachen, dass auch sie für ihr Verhalten Leckerchen bekommen und dass "still sitzen und nicht gieren" einfach dazu gehören. Letzteres hat zwar nicht 100%ig zur Nachahmung angeregt – sie ist nunmal ein Wibbelkopp und ruhig bleiben ist nicht ihrs 😉 – aber sie hat dadurch wie selbstverständlich mitgemacht. Und sie hat sich viel von den anderen Beiden abgeschaut. So hat sie Tricks viel schneller begriffen als Muffin oder Tiffy zu Anfang. Nicht bei allen Katzen klappt das. Nicht wenige Katzen – besonders Wibbelköppe – platzen öfter mal in die Tricks von anderen Katzen rein. Das passiert auch bei uns, so ist das nicht 😉 Ich bleibe dann ruhig sitzen und ignoriere das. Leckerchen gibts nur für den, der das gewünschte Verhalten gezeigt hat – nicht für den, der sich vordrängelt. Hat der Wibbelkopp beim Leckerchen-Klauen mehrmals keinen Erfolg ist die Chance groß, dass er dieses Verhalten in Zukunft unterlässt. Man sollte jedoch dann nicht viel Zeit vergehen lassen, um dem Wibbelkopp ebenfalls einen Trick anzubieten.

Insgesamt ist Janis mittlerweile diejenige, die im Training am meisten und schnellsten Fortschritte macht. Oft reichen wenige Wiederholungen und sie zeigt gewünschtes Verhalten. Das klappt teilweise selbst bei schwierigen Tricks (versch. Karten/Farben auseinanderhalten etc.). Durch ihre Neugierde probiert sie alles aus, was mit einem Gegenstand möglich ist – ich muss dann nur noch im richtigen Moment klicken und belohnen. Das ist natürlich schön und klingt vielleicht, als müsste man uns "beneiden", aber ich bin ehrlich: es ist vor allem anstrengend. Denn Janis wird schnell ungeduldig, funkt beim Training der anderen Katzen dazwischen, weiß bei allem schon, was verlangt wird und gibt den Anderen keine Chance, selbst auszuprobieren. Man könnte sagen, in ihrem Arbeitszeugnis würde "übermotiviert" dick unterstrichen werden 😉 Ich muss also in Clickersessions gleichzeitig den Wibbelkopp im Zaum halten und Muffin und Tiffy – auf ihren jeweils eigenen Wegen – zum jeweiligen Trick anleiten. Ein wenig erschwerende Bedingungen also 😉



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Ebenso ehrlich muss ich aber auch zugeben, dass es hier grundsätzlich ein bisschen "aufregender" zugeht als in so manchem anderen Katzenhaushalt. Wibbeln, verschiedene Bedürfnisse und Spiele sind sowieso an der Tagesordnung. Da ist "Action" und Wuseln im Clickertraining nur ein weiteres Puzzleteil. Das muss aber nicht in Stress, Hektik oder Chaos enden. Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, selbst in den undurchsichtigsten Situationen Ruhe zu bewahren und auszustrahlen. Das ist hier für das Clickertraining förderlich. Ich kann auch gar nicht ohne "Action" 😀 und hab da vielleicht einen anderen Gedulds- und Stresspegel. Mir und den Katzen macht es so jedenfalls riesig Spaß. Und das ist eine wichtige Voraussetzung im Clickertraining. Ich kann aber verstehen, wenn so ein Wuseln manch anderen Halter überfordert. In dem Fall sollte man dann wohl wirklich bewusst "stillsitzen" und "warten" trainieren. Dann bekommt man auch mehr Ruhe rein und kann sich – was besonders zu Anfang wichtig ist – besser konzentrieren.

Ich kenne durch jahrelanges Training jede einzelne Bewegung und Stimmung meiner Katzen, kann gut einschätzen, welches Verhalten sie wann zeigen – da kann ich mir ein bisschen Aufregung leisten und trotzdem "richtig" clicken.

Mein Rat an euch

Mein Ratschlag an euch wäre vor allem: Ruhe bewahren: auch, wenn mal was falsch läuft, ist das kein Beinbruch! Konzentriert euch ganz auf eure Katzen, beobachtet sie und lernt sie mit all ihren Facetten kennen. Das ist nicht nur vorteilhaft im Clickertraining, sondern auch im normalen Alltag. Habt keine festen Regeln oder Rahmen im Kopf, bleibt gedanklich flexibel und macht euch keinen Druck. Geht so vor, wie es für eure Katzen und euch richtig ist – egal, wie chaotisch oder "falsch" das nach außen hin aussieht. Wenn ihr Spaß habt und dabei zusammenwachst, dann ist das genau euer Weg! Wenn ihr dabei noch Tricks lernt – ja, auch du als Halter lernst! – ist das das Sahnehäubchen 😉

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3 Kommentare

  1. hallo liebe miriam,

    habe seit 3 wochen eine kleine katze zuu meinen bereits bestehenden. er (5 jahre) sie (6 jahre).

    mit meinem kater ist das nicht so ein problem.. sie spilet mit ihm und wenn es ihm zu viel ist pfaucht er sie an und sie geht. anders ist es mit ihr. mitunter beschnüffeln sie sich und dann aus dem nichts heraus jagt sie sie und fliegt sie an. irgendwie komm ich da gar nicht weiter. hab den fellyway stecker und ich geb ihr die bachblüten globolie. weißt du wie ich es schaffe, dass sie sich irgendwie vertragen?. Bin über jeden tipp dankbar.
    l.g.
    gabriele

    • Huhu Gabriele!
      Dazu aus der Ferne etwas zu sagen ist schwierig. Mit so wenig Infos ist es leider unmöglich. Die Frage ist, ob die Tiere überhaupt charakterlich zusammen passen, ob sie die gleichen Bedürfnisse haben, wie dieses "Jagen" aussieht (Spiel? Ernst?), wie die Tiere danach reagieren usw.

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